Strom für unser Leben (Johannes 16,13-15)
Gottesdienst am 9.6.2019 in Brombach

Liebe Gemeinde,
für unser kleines Rasen-Viereck im Garten nutzen wir einen uralten Rasenmäher, den wir schon in dritter Generation weitervererbt bekommen haben. Das erste Kabel ist schon lange durchgebrannt, aber mit einer Kabelrolle ging es bis jetzt auch. Der Stecker ist allerdings etwas wacklig, und jedes Mal stellt sich neu die Frage: Wird der Mäher heute wieder anspringen?

Als ich mal wieder die Wiese mähen wollte, schien es soweit zu sein, der Rasenmäher streikte und gab keinen Ton mehr von sich. Glücklicherweise hat sich gezeigt, dass es eine ganz naheliegende Ursache gab, die Schermesser waren von alten Rasenresten blockiert – aber es hätte auch das Aus für diesen Oldtimer bedeuten können.

Seitdem geht mir der Rasenmäher nicht mehr aus dem Kopf. Er scheint mir ein perfektes Beispiel zu sein, um die Bedeutung unseres heutigen Pfingstfestes zu verstehen.

Unser Rasenmäher ist für seine Aufgabe optimal geschaffen, doch völlig nutzlos, wenn der Strom nicht im Gerät ankommt. Ein durchtrenntes Kabel oder ein Defekt des Steckers bedeuten das Aus. Gibt es das Gerät nicht mehr, entsteht Wildwiese – zwar gut für die Natur, aber nicht an allen Orten möglich und sinnvoll.

Wir Menschen sind perfekt geschaffen. Es fehlt uns eigentlich nichts, wir sind äußerst anpassungsfähig an äußere Umstände, können bei Hitze und Kälte leben und überleben.

Der Heilige Geist ist ein Strom, der uns mit Gottes Kraft verbindet. Erst mit diesem Einfluss merken wir, wofür wir da sind, finden unsere Bestimmung aus Gottes Sicht. Wir erkennen, dass wir kein Einrichtungsgegenstand dieser Welt sind, kein Deko-Teil im Garten, kein Designerstück im Keller, sondern wichtig zur Gestaltung von Gottes Welt. Seine Kraft können wir umsetzen in konkrete Handlungen zum Wohl der Menschen und der Erde.

Gott hat uns geschaffen mit der Anschlussstelle für den Heiligen Geist
Schauen wir auf die Anfänge vor Erschaffung der Welt, wie sie die Bibel beschreibt. Da schwebte der Geist Gottes über dem Wasser, war allgegenwärtig (1.Mose 1,2). Gott hauchte den ersten Menschen seinen Atem, seinen Geist ein, sie waren mit ihm verbunden. Doch der Sündenfall führte zum Kabelbruch. Das Misstrauen der Menschen gegenüber Gott ließ die natürliche Verbindung unterbrechen. Gott startete ein Reparaturprogramm. Immer wieder verlieh er Menschen in besonderen Herausforderungen seinen Geist, doch es war keine Lösung auf Dauer, denn die Menschen fuhren wieder wie ein Rasenmäher über das Kabel und trennten sich von Gott. 

Gott begab sich schließlich selbst als Mensch zu seinen Menschen, um mit ihnen auf Augenhöhe zu kommunizieren, ihnen eine Sehnsucht nach seiner Liebe ins Herz zu pflanzen und sie einzuladen, sich neu auf ihn einzulassen. Als Jesus als Auferstandener zum Vater zurückkehrte, ließ er seine Nachfolgerinnen und Nachfolger nicht allein zurück, sondern schenkte ihnen den Heiligen Geist, der seither die Verbindung zu Gott ist, ein Stromkabel, das dauerhaft denen zur Verfügung steht, die sich dafür öffnen. 

Der Heilige Geist lässt Gottes Liebe ins Herz fließen, er schenkt Vergebung und Neuanfänge, er gibt Kraft zum Alltag nach Gottes Willen, er sorgt für Widerstandskraft, wenn alles gegen Gottes Liebe spricht.

Johannes 16,13-15
Jesus sagt zu seinen Jüngern: Wenn dann der Beistand kommt, wird er euch helfen, die ganze Wahrheit zu verstehen. Denn er ist der Geist der Wahrheit. Was er sagt, stammt nicht von ihm selbst. Sondern er wird das weitersagen, was er hört. Und er wird euch ankündigen, was dann geschehen wird. Er wird meine Herrlichkeit sichtbar machen: Denn was er euch verkündet, empfängt er von mir. Alles, was der Vater hat, gehört auch mir. Deshalb habe ich gesagt: Was der Geist euch verkündet, empfängt er von mir.

Jesus sitzt mit seinen Jüngern am Tisch, sie feiern das letzte gemeinsame Mahl vor seiner Hinrichtung. Noch einmal gibt er ihnen weiter, was ihn bewegt und was sie wissen sollen. Der Beistand, den Jesus seinen Nachfolgern und Nachfolgerinnen senden wird, überbrückt die Lücke, die Jesus hinterlässt. Der Beistand, so nennt Jesus hier den Heiligen Geist, wird ihnen die Osterfreude ins Herz geben. Er wird Jesu Aufgaben weiterführen:

  • den Austausch mit Gott gewährleisten
  • Gottes Gegenwart spürbar machen
  • seine Kraft zur Verfügung stellen, um die Lebensaufgaben zu bewältigen
  • einzelne als Gemeinde zusammenrufen
  • die Gemeinde mit Gaben ausstatten
  • die so begabte Gemeinde in die Welt schicken, um Menschen mit Gottes Liebe vertraut zu machen.
Mit dem Pfingstfest in Jerusalem ist eine neue Ära angebrochen. Mit Hilfe des Geistes Gottes, der über sie gekommen ist, geben die Jünger weiter, was sie von Jesus wissen. Der Heilige Geist übersetzt ihre Worte, sodass alle sie in ihrer Sprache verstehen. Sprachbarrieren werden überbrückt, die Verbindung Gott-Mensch unmittelbar wiederhergestellt (Apostelgeschichte 2).

Pfingsten heute
Denken wir nochmal an den Rasenmäher, da ist es nötig, dass der Stecker des Kabels ins Gerät gesteckt wird. Ein erster Schritt, uns für Gott zu öffnen, kann sein, eine Sehnsucht zu spüren, das Leben nicht nur mit der eigenen begrenzten Kraft zu stemmen. 

Gott ist eine Quelle der Kraft, die wir brauchen. Er ist Ermöglicher, gibt Hilfestellung beim Sprung, freut sich, wenn ich es über die Hürden schaffe, aber ist auch mit mir, wenn ich an einer Hürde gescheitert bin.
Gott ist das Lebens-Kraftwerk, das Strom in mein Leben schickt. Es ist nicht nur der Strom, der meine körperlichen und geistigen Funktionen aufrechterhält, sondern Strom, der mir hilft, die Welt mit meinen Gaben zu verändern, das „Gras zu mähen", wie Gott es sich vorstellt.

Spüre ich den Strom Gottes, seinen Heiligen Geist, bis in die Fingerspitzen? Ich frage mich das auch an diesem Pfingstfest. Erlebe ich Wärme Gottes, die mich umfängt, Motivation, die mich in seine Richtung antreibt? Merke ich, dass ich diesen zusätzlichen Schwung bekomme, der etwas bewegt und zum Rollen bringt, von dem ich es nie gedacht hätte? 

Nicht immer. So bin ich über die Blockaden ins Nachdenken gekommen, auch durch meinen Rasenmäher, der scheinbar seinen Geist aufgab, als alter, vergammelter Rasenrest die Schwermesser blockiert hatte.

Blockaden
Vorverständnis: Neulich las ich von einem verblüffenden Phänomen. Um Worte richtig zu verstehen, braucht man nur den Anfangs- und den Schlussbuchstaben. Die anderen Buchstaben können in einem bunten Mix beieinanderstehen, und trotzdem versteht man die Wörter. Das kann natürlich auch zu Missverständnissen führen. Manche Wörter haben die gleichen Buchstaben, aber die Reihenfolge verändert den Sinn. So kann es uns mit Gott gehen. Wir meinen, ihn zu kennen, wir lesen Anfangs- und Schlussbuchstaben, doch wir kümmern uns nicht darum, was die Buchstaben in der Mitte bedeuten. Wir meinen, zu wissen, was Gott will, und verschließen uns gegenüber anderen Wegen, die Gott uns zeigen will. Was uns helfen kann, diese Blockade zu lösen, ist, unsere Pläne und Vorstellungen loszulassen, nur Stichworte in ein Gebetsbuch zu schreiben und zu warten, was aus diesen Stichworten wird.

Festhalten an Verletzungen: Gott will Arzt unserer inneren Verletzungen sein. Er will uns heilen und nicht leiden lassen. Doch manchmal kratzen wir immer wieder an unseren Verletzungen herum, lassen Wunden nicht heilen, provozieren neue Blutungen. Wir halten an Verletzungen fest und kultivieren, was andere uns Böses getan haben. Wir wehren uns gegen Gottes heilende Hand und meinen, dass es uns gut tut, das Erlebte immer wieder wiederzukäuen. Abhilfe ist wohl, ehrlich zu uns selbst zu werden und zu erkennen, dass ich nur heil werden kann, wenn ich die Wunden in Ruhe lasse und Gott meine Widersacher ans Herz lege.

Stress: Im Stress werden wir schwerhörig. Wenn wir eine lange To-Do-Liste haben, die wir unbedingt abarbeiten müssen, und ein Anruf kommt dazwischen mit einer Bitte an uns, werden wir die Bitte wahrscheinlich schnell vergessen. Die bestehende To-Do-Liste blockiert das Gedächtnis. 

Gott kann in unserem Tagesgeschäft leicht untergehen wie ein Anruf an einem stressigen Tag. Abhilfe ist hier so einfach. Eine kleine Zeit für Gott im Terminkalender zu reservieren, einen Ort aufzusuchen, der schnell in die Verbindung mit Gott führt, kann zu einem kurzen Atemholen des Geistes Gottes führen, das den Tag und auch den Stress verändert.

Einsamkeit: Gott redet und handelt oft durch Menschen, die um uns sind. Wer sich von der Welt zurückzieht, begegnet niemandem, der ihm Gottes Botschaften überbringen kann. Einsam zu sein führt oft in die Isolation, man denkt, dass keiner einen braucht und will, und so wird auch ein leises Anklopfen missdeutet: „Der kann mich gar nicht meinen und hat sicher die Tür verwechselt."

Jesus hat uns den Heiligen Geist gegeben und damit die Gemeinschaft in der Gemeinde ermöglicht. Wir sind hier lauter Stromträger, die von ihm geleitet sind. Es ist nur ein Schritt nötig, um aus der Einsamkeit herauszufinden, sich hineinzubegeben in eine Gemeinschaft der Glaubenden und darauf zu vertrauen, dass Gott durch einen oder eine, die mir dort begegnet, mit mir redet.

Und darüber hinaus sind wir als Gemeinde beauftragt, unseren Mitmenschen Gutes zu tun und sie in seine Gemeinschaft einzuladen.

Wir sind nicht zuständig für das Stromkabel, das ist Jesus. Aber wir sind zuständig für den Rasenmäher, unsere Blockaden sollten wir selbst helfen zu beseitigen. Aber auch dafür gibt Gott uns Kraft.

Wie wirkt nun der Geist in unserem Leben? Das ist eine lebenslange Entdeckungsreise, und heute können wir anfangen, dem Geist nachzuspüren, dieser Kraft,

  • die nicht aus uns selbst kommt,
  • unser Leben mit Gott verbindet und
  • es erleuchtet wie mit einer Feuerflamme und
  • ihm Power gibt wie durch den Wind des ersten Pfingstfestes
  • uns in die Gemeinschaft von Christen ruft und uns
  • vor allem in der Gemeinschaft befähigt, Großes zu tun.
Cornelia Trick


Home


Verantwortlich Dr. Ulrich Trick, Email: ulrich@trick-online.de
Internet-Adresse: http://www.predigt-online.de/prewo/prewo_strom_fuer_unser_leben.htm