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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Uns führt dieser Sonntag zu der Frage, was das Leiden Jesu für uns bedeutet. Wir werden konfrontiert mit eigenem Leid und der Sehnsucht, Hilfe im Leid zu bekommen. Besonders Paulus thematisierte das Leiden Jesu und das Mitleiden mit ihm wiederholt in seinen Briefen. Gerade im 2. Korintherbrief schaute er auf eine tränenreiche Zeit zurück. Schwerwiegende Auseinandersetzungen führten fast zum Zerwürfnis mit der Gemeinde. Man hatte ihn und seine Autorität massiv infrage gestellt, da sein Auftreten nicht dem eines Apostels zu entsprechen schien. Doch der Konflikt wurde beigelegt, die verfeindeten Seiten versöhnten sich, ein Neuanfang war nun wieder möglich. Paulus ordnete diesen Streit in seine eigene Biographie ein. Er sah das Geschehen in einer Linie mit anderen Leiderfahrungen, die er als Christ gemacht hatte. Das Leid um Jesu willen bildete fast so etwas wie einen roten Faden in seinem Leben. 2. Korinther 1,3-7 Die erste Aussage ist schon bemerkenswert. Gott hat geholfen, und das ist zu loben. Paulus hat Gott als den kennen gelernt, der sich zu ihm in die Tiefe seines Lebens herabgebeugt hat. Weil Jesus alles Leid aus eigener Erfahrung kennt, ist Gott der Chef des Trostes. Als Chef in Sachen Trost weiß er, wie er vor dem Verzweifeln bewahren kann. Paulus macht hier eine sehr persönliche Glaubensaussage. Er war in tiefer Not. Genau da am Tiefpunkt seines Lebens ist Jesus bei ihm gewesen, hat ihm geholfen und einen Ausweg aufgezeigt. Paulus hat hier sicher nicht nur den Gemeindekonflikt mit den Korinthern im Blick, sondern schaut im weiteren Verlauf des uns so überlieferten Briefes auf eine ganze Latte an Bedrängnissen zurück: äußere Angriffe aufgrund seines Glaubens und seiner Missionstätigkeit, Unglücksfälle wie Schiffbrüche, innere Not wegen der Sorge um die Gemeinden. Paulus war zwar eine ganz besondere Person im Reich Gottes, der Pioniermissionar und Lehrer der ersten Stunden, aber doch wird an seinem Leben etwas auch für uns Wichtiges sichtbar. Wer Jesus nachfolgt, wird leidvolle Situationen auch heute und hier erleben. Jesus das Ja-Wort zu geben, bedeutet nicht, ohne Komplikationen auf dem Weg in den Himmel voranzukommen. Leiden zeigt sich in vielfältiger Gestalt.
Leiden schließt mit Jesus zusammen. Wenn wir unsere Ohnmacht, Hilfsbedürftigkeit, Unfähigkeit spüren, erfahren wir Jesu Leiden im ganz kleinen persönlichen Bereich. Leiden macht durstig nach Hilfe, es öffnet die Augen für die eigene Situation, bedürftig zu sein nach Gottes Erbarmen. Leiden bereitet uns vor, Gottes Antwort anzunehmen und ihm ganz zu vertrauen. Wir können diese Passionszeit bewusst erleben, indem wir uns mit Jesus zusammenschweißen lassen. Wir bringen ihm unser Leid und fühlen uns von ihm verstanden. Wir haben Durst nach Gottes Hilfe und sehnen und nach ihm. Jesus bat seine Jünger, im Garten Getsmane sein Todesringen im Gebet zu begleiten. Die Jünger schliefen ein. Jesus bittet uns auch heute, ihn in seinem Leiden an uns Menschen im Gebet zu begleiten. Wir wollen es doch anders machen als die Jünger damals. Der Trost im Leiden ![]() Trost hat in diesem Zusammenhang und von der Wortwahl im Urtext her drei Bedeutungen:
Der Herbeigerufene ermahnt, so das Wortfeld des Tröstens. Doch wer will im Leid schon ermahnt werden. Ja, es wirkt wie ein zusätzlicher Schwerthieb, wenn uns jemand da noch die Leviten verliest. Da Gott der beste Seelsorger ist, den wir uns vorstellen können, wird er uns in Zeiten tiefster Dunkelheit auch nicht in noch schwärzere Löcher stopfen. Er ist ja der gute Hirte, der durchs finstere Tal leitet. Ich entdecke im Ermahnen Gottes etwas anderes. Er rückt meine Optik zurecht. Mir wird ein anderer Blick auf das Leid gezeigt, meine eigene Rolle bewusst gemacht, mein eigener Anteil am Leid aufgezeigt. Vielleicht erlebte Paulus den Trost Gottes, als ihm bewusst wurde, welchen Anteil er am Streit mit den Korinthern hatte. Dass er nicht nur das wehrlose Opfer war, dass auch er Öl ins Feuer gegossen hatte. So ist mir nicht nur einmal in Gottes Gegenwart aufgegangen, wo ich ihn um Vergebung zu bitten habe, wo ich mich verändern kann und muss und wo Gott mich eigentlich haben will. Ermahnung, so höre ich es, eröffnet mir Umkehr und Neubesinnung, dass ich für die Bergwanderung aus dem Tal des Leids bereit werde. Der Herbeigerufene hat die Perspektive geschärft und ermutigt nun zum Neuanfang. Paulus berichtet darüber im 2. Korintherbrief. Er will wieder mit der Gemeinde zusammen sein. Seine neue Hoffnung wird ihm durch Jesu Auferstehung geschenkt. Das Osterlicht leuchtet den Weg nach vorn aus. Im Leiden mit Jesus zusammengeschweißt, von seinem neuen Leben herausgelockt, auferstanden in die Freude Gottes. Das Leiden gewinnt einen neuen Stellenwert. Es ist doch eigentlich längst überwunden, angezählt, denn der Auferstandene mit seiner ganzen Kraft wirkt darin schon. Als Beispiel: Wen stören die Schneeflocken Mitte März noch? Die Märzsonne wird sie alle zum Schmelzen bringen, ehe sie sich festsetzen können. Über den Schnee dieser Tage können wir doch eigentlich nur lachen, auch wenn er uns nervt und wir noch ein paar Tage länger die Winterstiefel tragen müssen. Gott ist Chef des Trostes, deshalb schickt er seinen Tröster, seinen Heiligen Geist. Wo immer wir Gott um Hilfe rufen, seinen Perspektivwechsel erfahren, seine Ermutigung im Herzen empfangen, wirkt Gottes Geist an uns. Er führt uns alle Wahrheit, erklärt Jesus, verbindet uns mit ihm und gibt Kraft für die Leidenszeit. In der Gemeinde sind wir als Leidensgemeinschaft zusammen, als Leib Christi, der Jesu Leiden spürt. Aber wir sind auch Trostgemeinschaft, einander zur Seite gestellt als Herbeirufer, als Ermahnende im Sinne des Perspektivwechsels und als Ermutigende. Wir sind nur die Kinder des Chefs, können nur weitergeben, was wir von ihm bekommen haben. Aber das können wir dann auch weitergeben. In der ganz intensiven Wegbegleitung, wo eine mit einer anderen unterwegs ist wie die Emmausjünger, in unseren Hauskreisen und Freundeskreisen können wir Leid teilen und Trost austeilen. Denn wir wollen doch nicht die Jünger im Garten Getsemane sein, die geschlafen haben, als Jesus sein Leid mit ihnen teilen wollte und die am Ostermorgen die Tröstung des Auferstandenen verschlafen haben. Cornelia
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