Taufe und Abendmahl
Gottesdienst mit Taufe und Abendmahl am 05.09.1999

Liebe Gemeinde, liebe Familie Kowalski,
wir haben Carl getauft und ihm den Taufspruch gegeben, den auch Jesus von seinem himmlischen Vater bei seiner Taufe bekommen hatte. Carl ist nun mit hinein genommen in die Geschichte Gottes mit uns Menschen. Jesu Taufe, Jesu Leben ist die Grundlage. Auf ihr baut Carls Taufe auf, auf ihr baut unser Leben in der Nachfolge dieses Jesus auf. Jesus möchte uns in die Gemeinschaft mit dem himmlischen Vater einladen, die er als Sohn Gottes lebt.
Schauen wir uns die Taufe Jesu genauer an, wie Markus sie in seinem Evangelium (Markus 1,9-11) beschreibt:

Und es begab sich zu der Zeit, dass Jesus aus Nazareth in Galiläa kam und ließ sich taufen von Johannes im Jordan.
Und alsbald, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass sich der Himmel auftat und der Geist wie eine Taube herabkam auf ihn.
Und da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.

Markus erzählt seiner Gemeinde in diesem Evangelium keine Geburts- und Kindheitsgeschichten Jesu. Der Gemeinde um 70 nach Christus ist klar, Jesus ist geboren worden, seine Mutter hieß Maria, sein Vater Joseph und er hatte Geschwister. Um die Herkunft Jesu aufzudecken, waren keine ausführlichen Schilderungen nötig. Allerdings betont Markus schon mit dem ersten Satz seines Evangeliums, dass Jesus der erwartete Gesalbte Gottes ist, dass er Sohn Gottes ist. Deshalb schreibt er überhaupt dieses Markusevangelium. Jesus ist trotz der gewöhnlichen Herkunft kein Durchschnittsmensch, der lebte und irgendwann ungerecht ermordet wurde. Jesus ist der Sohn Gottes. Er kommt von Gott und ist von Gott auferweckt worden, um nun beim himmlischen Vater zu sein. 

Die Taufe Jesu ist die Wurzel

Markus beginnt sein Evangelium mit der Taufe Jesu. Hier ist die WurzelWurzel für Jesus und seine Besonderheit. Hier enthüllt sich zum ersten Mal das Geheimnis von Jesus. 
Was geschieht am Jordan? Jesus geht zu Johannes, der eine große Menschenmenge um sich versammelt hat. Johannes ruft die Leute auf, ihr Leben wieder Gott zu unterstellen und alles abzuwaschen, was sie von Gott abhält. 
Jesus lässt sich taufen. Er unterstellt sich damit bewusst der Herrschaft Gottes. Er zeigt, wie er von seinem himmlischen Vater abhängig ist und ihn braucht. Er missbraucht seinen direkten Draht zum Himmel nicht für eigene Zwecke - um selbst groß zu sein, stark und unabhängig, einflussreich und beliebt. Er gibt sich in der Taufe ganz dem Vater im Himmel hin und lässt sich in die Hand Gottes fallen.
Jesus lässt sich taufen. Er empfängt den Heiligen Geist, als er aus dem Wasser auftaucht und in der Hand Gottes ruht. Schon von den Propheten des Alten Testaments wird der Heilige Geist verheißen. Er ist Zeichen für die letzte Zeit, wenn Gott seine Herrschaft für alle Welt sichtbar aufrichtet. Jesus empfängt den Heiligen Geist und läutet damit die letzte Zeit ein. Seit Jesus und dieser Taufe im Jordan ist der Heilige Geist unter uns. Jesus gibt ihn uns weiter. Wer Jesus vertraut, wird mit dem Geist Gottes beschenkt. Und sein Geist erfüllt uns, stärkt unseren Glauben und führt uns weiter.
Jesus lässt sich taufen und hört die Stimme des Vaters. "Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen". Auch hier finden wir wieder eine Verbindung zu den Propheten des Alten Testaments. Der Prophet Jesaja sprach vom Gottesknecht - dieser Gottesknecht ist jetzt da. Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. Ein Licht für die Heiden ist er. Und er trägt unsere Schuld und lädt auf sich unsere Missetat, auf dass wir Frieden haben.
Jesus lässt sich taufen und er empfängt einen Auftrag. Von nun an wird er ganz im Dienste des himmlischen Vaters stehen. Er wird das Evangelium verkünden, dass Gott die schuldig gewordenen Menschen liebt. Er wird zur Umkehr rufen und er wird die neue Zeit sichtbar machen durch sein Zeugnis, seine Predigt, seine Wunder.
In diese Taufe ist Carl mit hinein genommen. In diese Taufe sind wir hinein genommen, auch wenn unsere Taufe lange zurückliegt und wir uns nicht mehr bewusst an sie erinnern können.

Was in der Taufe geschieht

Schon die ersten Christen haben in der Nachfolge Jesu und in seinem Auftrag getauft. Es war der zeichenhafte Beginn eines neuen Lebens mit Christus. Die Taufe wurde in der Osterwoche gefeiert. Die Auferstehung Jesu vollzog sich im Leben der jungen Christen, die sich von einem Leben ohne Gott zu einer Lebensgemeinschaft mit Jesus Christus entschieden. Paulus beschreibt das in seinem Brief an die Römer so: Jesus stirbt für uns. Wenn wir im Wasser untertauchen, sterben wir zeichenhaft mit ihm. Und hier geschieht der fröhliche Wechsel. Weil Jesus für uns stellvertretend gestorben ist, dürfen wir leben. Unser Misstrauen zu Gott und die Schuld, die wir in Folge auf uns geladen haben, sind aufgehoben. Sie können uns nicht länger töten. Jesus starb für uns, auf dass wir leben können. Und so wie er auferweckt wurde zum ewigen Leben mit dem himmlischen Vater, dürfen wir auch leben und uns auf diese Ewigkeit schon jetzt freuen. Jesus ist bei uns und nichts kann uns mehr von seiner Liebe trennen. Sein Heiliger Geist erfüllt uns und ist die Lebenshilfe für die Zwischenzeit, bis wir die Ewigkeit erreicht haben.

Wir taufen ein Kind

Wir haben heute Carl getauft. Mit seinen 13 Monaten konnte er noch kein Bekenntnis zu Jesus Christus ablegen, wie es die ersten Christen in der Osterwoche getan haben. Doch gerade bei einem Kind wird deutlich, dass wir mit leeren Händen zu Gott kommen. Um zu Gott zu gehören, ist nur Vertrauen nötig - Vertrauen, sich ihm in die Arme zu werfen und von ihm alles zu erwarten. Wir brauchen zur Taufe keine Zeugnisse, keine Erfolge, keine Leistungen mitzubringen. Alles, was wir brauchen, hat Jesus für uns schon längst getan. Gott liebt uns und eben auch Carl ohne Bedingungen. Allerdings haben wir als Gemeinde versprochen, Carl zu begleiten und ihn zum Glauben an Jesus Christus einzuladen. Nur so hat er die Chance, später zu seiner Taufe ein bewusstes Ja zu sagen und Jesus nachzufolgen. Wir taufen Carl heute auf Hoffnung, dass er Jesus immer mehr lieb gewinnen wird und dass aus der Wurzel der Taufe ein tragfähiger Glaube wächst, der Carl Mut und Kraft für sein Leben gibt.

Die Taufe ist Berufung

Weil Gott uns seinen Heiligen Geist geben will, wird sich unser Leben mit Jesus verändern. Die Wurzel gibt Kraft und Orientierung mit Jesus zu leben. Wir dürfen immer mehr entdecken, wo unsere Stärken und Schwächen sind und was wir nach Gottes Willen davon in die Gemeinschaft einbringen sollen. Wir bekommen Anstoß, Botschafter und Botschafterinnen von Gottes Liebe zu werden und in unsere Umgebung hinein zu wirken. 
Auch Carl ist schon so ein Botschafter. Sie, Frau Kowalski, erzählten mir letzte Woche von einer langen Zugfahrt, die sie mit Carl auf dem Gang zugebracht haben. Carl wollte immer auf und ab laufen. Sie haben die Fahrgäste beobachtet - wie verschlossene Gesichter beim Anblick des kleinen Mannes zu lächeln begannen, wie angestrengte Lektüre unterbrochen wurde und Carl die Aufmerksamkeit auf sich zog und erheiternd wirkte. Schon der kleine Carl mit seinem offenen Lachen ist ein Botschafter der Liebe Gottes. Er erinnert uns daran, dass unser Leben ein ganz großes Geschenk ist, die Stunden kostbar sind und wir allen Grund zur Freude haben - freut euch in dem Herrn allezeit - eine Aufforderung an uns Christen aus der Bibel.

Die Taufe findet Fortsetzung im Abendmahl

Jesus hat uns nicht nur aufgetragen zu taufen, sondern auch Abendmahl zu feiern. Heute ist eine seltene Gelegenheit, Taufe und Abendmahl miteinander zu feiern. Die Taufe ist die Wurzel eines Lebens in der Nachfolge Jesu. Abendmahl ist die Begleitung auf dem Weg der Nachfolge. Dabei sind für mich heute drei Aspekte des Abendmahls wichtig, die sich auf die Taufe beziehen. 
Das Abendmahl ist eine Chance, die falschen Wege und Sackgassen zu verlassen. Es wäre Illusion zu meinen, einmal getauft, immer richtig auf dem Weg. Korrektur muss sein, damit wir in den Sackgassen nicht umkommen. Das Abendmahl erinnert uns daran, dass Jesus für unsere Schuld gestorben ist und sie uns abnehmen will. Wie gut, dass alles neu werden kann und die Schuldscheine bei Jesus ausgelöst sind.
Das Abendmahl bietet immer wieder Vergebung an. Wir werden erinnert: Jesu Leib, für mich gebrochen, Jesu Blut für mich vergossen - das gilt heute und hier.
Das Abendmahl ist eine Stärkung für die anstrengenden Wegetappen. In der Taufe ist uns zugesagt, dass Jesus unser Leben unter seine Obhut nimmt - doch wir brauchen auch unterwegs Brot und Wein. Wir können uns nichts davon im Vorrat mitnehmen. Immer wieder müssen wir vertrauen, dass Jesus es uns gerade dann gibt, wenn wir es am nötigsten haben. Und vielleicht ist jemand heute unter uns, der oder die es gerade jetzt so unbedingt nötig braucht, diese Stärkung von oben auf dem Weg mit Christus.
Das Abendmahl lädt uns ein, die Mauer um unser Ich einzureißen. Wir gehören in eine neue Gemeinschaft - die Gemeinschaft von Gott und Mensch, die Gemeinschaft der Gemeinde, der Kinder Gottes. So feiern wir heute Abendmahl, weil wir zu Jesus gehören und am Tisch der Familie Gottes sitzen.

Gott handelt sichtbar, fühlbar und schmeckbar in unserem Leben. Er begleitet uns und stellt uns in seine Obhut. Wir sind keine Marionetten, sondern dürfen uns bewusst und immer wieder neu ihm anvertrauen. So nehmen wir auch den kleinen Carl in unsere Mitte und beten für ihn, dass diese Wurzel, die heute mit der Taufe gepflanzt wurde, sich entfaltet und Frucht trägt.

Cornelia Trick


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