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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Erste Arbeitstage sind geprägt von einer Spannung: Was wird von mir erwartet? Wie kann ich mich am besten einfügen? Wie sind meine ersten Begegnungen mit Kollegen, Vorgesetzten, Kunden? So war es sicher auch bei Jesus. Über seinen ersten Tag im Dienst berichtet uns die Bibel im Lukasevangelium. Dem Evangelisten ging es nicht um ein minutiöses Protokoll dieses Tages, sondern er berichtete von Jesu Tagesordnung, die er im Laufe der nächsten Monate und Jahre entfaltete. Der erste Tag stellt schon die Hinweisschilder auf, die in Richtung von Jesu weiterem Weg zeigen. Lukas 4,14-21
Vollmacht
Die Leute in diesem Gottesdienst hörten ihn und spürten seine Vollmacht. Großartig war das. Endlich machte jemand mal eine klare Ansage. Es war keine Recherche nötig, ob noch ein besserer Heilsbringer kommen könnte. Jesus war das Gesicht Gottes, kein Zweifel. Auf der anderen Seite machte sich auch Skepsis breit. Konnte man ihm wirklich trauen? Konnte nicht jeder von sich behaupten, dass er Gottes Ansagen machte? Ohne Beweise war es ja nur schwer zu glauben, dass dieser allen bekannte Sohn Josefs nun der lang ersehnte Messias sein sollte. Die Skepsis der Zuhörenden war nur zu verständlich. Uns würde es wohl nicht anders gehen. Die Vollmacht Gottes ist auch den Jüngern Jesu seit Pfingsten zugesagt. Die Gemeinde ist Geistträgerin und bringt die gute Nachricht von Gottes Liebe in die Welt. Die spannende Frage ist, wie wir diese Vollmacht leben können. An Jesus lesen wir ab, dass sich Vollmacht in Mut ausdrückt. Jesus war mutig, auch gegen Widerstand seine Botschaft weiterzugeben. Der Geist Gottes gibt auch uns Standvermögen, für unseren Glauben einzutreten. Vollmacht drückt sich auch in Gottvertrauen aus. Wir sind auf Gottes Wegen unterwegs, wir wissen nicht immer, wo uns diese Wege hinführen. Manchmal scheint es, als wären die Wege zu kurz, zu verschlungen oder zu dunkel. Erst im Nachhinein sehen wir oft, wohin Gott uns geführt hat und wo er uns braucht. Sein Geist hilft uns, auch in unsicheren Zeiten nicht aufzugeben. Vollmacht zeigt sich auch in ihren Auswirkungen. Wer mit Gottes Vollmacht unterwegs ist, bringt Gottes Sache voran, wird in seinem Alltag durchscheinend für Gottes Gegenwart. Die Menschen in der Umgebung werden uns abspüren, wes Geistes Kind wir sind. Lukas 4,22-24
Obwohl wir die Nazarener wohl nicht verurteilen können, weil wir uns in ihnen wiedererkennen, war die Reaktion von Jesu Seite aus enttäuschend. Er wollte Gott in ihr Leben bringen, sie an Gottes Weisheit, Kraft und Stärke anschließen, sie in die Freiheit führen – und sie fragten nach seinem Ausweis. Den Armen die Gute Nachricht
bringen
Sind wir als von Jesus Bevollmächtigte unterwegs, so stellt sich auch für uns die Frage, zu wem wir geschickt sind. Offensichtlich auch zu denen, die in Gottes Augen „arm“ sind. Sicher werden wir ihnen konkret helfen, wie der Barmherzige Samariter dem Überfallenen geholfen hatte. Aber noch wichtiger scheint die Wegbegleitung zu sein, zu der wir sie einladen. Mit einem Menschen Zeit zu verbringen, der gerade durch eine schwere Zeit geht, ist so wichtig. Da entspinnen sich ganz selbstverständlich Gespräche über die Höhen und Tiefen des Lebens, da werden Erfahrungen mit Leid ausgetauscht, da ist Raum für Gotteserfahrungen, Jesusbegegnungen und neue Anfänge. Vielleicht scheuen wir uns davor, in solche Beziehungen zu investieren. Wir wollen dem anderen, der da in unserer Firma traurig rumhängt, nicht zu nahe treten. Wir wissen nicht genau, was wir sagen sollen. Doch darüber müssen wir uns im Vorfeld eigentlich gar keine Gedanken machen. Jesus schickt uns, er gibt uns Vollmacht, er ist doch immer schon vorausgegangen und hat die Herzenstür geöffnet. Und wenn eine Begegnung mal im Sande verläuft, ist das auch nicht schlimm. Es wird vielleicht ein anderer den angefangenen Beziehungsfaden aufgreifen und weiterspinnen. Das Gnadenjahr des Herrn
verkünden
Dieses Jubeljahr, das Gnadenjahr des Herrn, nimmt Jesus als Erklärung für sein Wirken. Er ist gekommen, um alles wieder auf Anfang zu setzen. Damit sind bei ihm nicht Grundstücke und Eigentumsverhältnisse aller Art gemeint, sondern die Beziehung zu Gott. Die Schulden, die sich auf unserer Seite der Waage aufgetürmt haben, werden vergeben, die Waage ist wieder ausgeglichen, die Beziehung zu Gott bereinigt. Jesus ist das personifizierte Gnadenjahr, er macht den neuen Anfang möglich. Weil er die Beziehung zu Gott heilt, werden auch unsere anderen Belastungen an Schwere verlieren. Wir können neu anfangen, mit unseren Liebsten, mit denen, die uns verletzt haben, mit denen, mit denen wir noch Rechnungen offen haben. Dieses Gnadenjahr verkündete Jesus den Menschen in Nazareth, es stand ganz oben auf seiner Tagesordnung. Uns gibt er diese Tagesordnung in die Hand und fordert uns auf, nach ihr zu leben. Wir können zum Anfang zurück, eine neue Richtung einschlagen, seelische Hypotheken loswerden. Wir können andere dazu ermutigen, sich Jesus anzuvertrauen und dort Entlastung zu erfahren. Oft merken wir erst im Nachhinein, wie uns die Lasten gedrückt hatten. Wie wenn man den ganzen Tag einen schweren Wanderrucksack auf dem Rücken hatte und ihn abends abwirft. Wir können auf einmal wieder frei atmen und uns zu voller Größe aufrichten. Unser Herr steht hinter uns, er steht für uns ein, unsere Lasten liegen nun auf seinen Schultern, und er kümmert sich darum. Lukas 4,25-30
Gesandt zu den Fremden
Ich stelle mir die Frage: Gehöre ich zu den Nazarenern oder zu den Fremden? Gehe ich davon aus, dass Jesus nur für mich, nur für meine Gemeinde, meinen Ort da ist? Verstelle ich mich dem Auftrag, mit ihm zu den Menschen über die Vertrauten hinaus zu gehen? Jesus wird auch ohne mich zu denen gehen, die ihn noch nicht kennen. Er hat Mittel und Wege, die weit über unsere Möglichkeiten hinausgehen. Doch ich möchte nicht, dass er auch hier mitten durch geht und uns stehen lässt. So höre ich den ganz starken Aufruf, mich mit ihm auf den Weg zu machen, die Menschen zu erreichen, die dieses Gnadenjahr so nötig haben, die Entlastung brauchen und sie bei Jesus finden können. Ich möchte mit offenen Augen durch meine Welt gehen und mir zeigen lassen, wo die Frau aus Sarepta oder Naaman, der Syrer, sind. Die Tagesordnung Jesus wird so zu meiner Tagesordnung:
Cornelia
Trick
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