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Liebe Gemeinde, liebe Schwestern
und Brüder,
Im Brief an die Epheser greift der Apostel unsere Schutzbedürftigkeit am Ende seines Briefes auf. Er sieht die Gemeinde, aber auch jeden und jede Einzelne bedroht. Nicht konkrete Menschen, die Böses wollen, stehen ihm dabei vor Augen, sondern Mächte und Gewalten, die auf dieser Welt Gegenspieler von Gottes Liebe sind. Jesus hat das in einem Gleichnis mal sehr anschaulich gemacht. Er erzählte von einem Dieb, der nachts durch das Feld streifte und Samen vom Taumellolch, einem Getreide, das zwar dem Weizen ähnlich sieht, aber giftig ist, zwischen die Saat warf. So kann man sich diese Mächte und Gewalten vorstellen, von denen der Apostel redet. Sie streifen durch diese Welt und säen Böses mitten zwischen Gutem. Sie rütteln am Glauben und an der Gemeinschaft der Gemeinde. Sie stehen der Gemeinde gegenüber wie eine römische Armee, hochgerüstet sind sie, niemand hat eine Chance gegen sie. Aber, so heißt es im Epheserbrief, wir brauchen keine Angst zu haben. Die Gemeinde hat eine Schutzkleidung zur Verfügung, sie sieht zwar nicht so imposant wie eine römische Rüstung aus, aber sie kommt von Gott, der alle Macht dieser Welt hat. Epheser 6,10-18 Hier wird ganz selbstverständlich festgehalten, dass es auf unserer Erde einen Gegenspieler Gottes gibt. Genannt wird er in unserer Sprache der Teufel, und wir stellen ihn uns oft als ein schwarzes Wesen mit Hörnern vor, das mit gezackter Mistgabel um einen siedenden Topf herumspringt. Doch in der biblischen Sprache heißt er Diabolos, was wörtlich übersetzt „Der Durcheinanderwerfer“ heißt. Auch da hilft uns ein Bild weiter. Stellen wir uns unsere aufgeräumte Wohnung vor, in die ein Dieb einbricht. Er reißt alle Schubladen auf, reißt alles aus unseren Schränken, wirft die Möbel um, nur um etwas zu finden, was wir gar nicht haben. Er wirft alles durcheinander, auch unser Vertrauen in das Gute im Menschen. Die Mächte und Gewalten dieser Erde tun genau dieses. Sie bemächtigen sich unserer, sie verkehren unser Aufgebautes in Zerstörtes, sie wirken grundsätzlich destruktiv. Das Böse greift an, es ist wie ein römischer Soldat hochgerüstet. Es wirft Brandpfeile ab, die auch aus der Distanz wirkungsvoll sind. Sie wirken wie Bomben heute. Mächte und Gewalten sind am Werk, wo Krieg herrscht, Menschen uns böse mitspielen, Terror und Angst um sich greifen. Mächte und Gewalten sehen bei uns ganz verschieden aus, aber immer werfen sie durcheinander, trennen, machen kaputt und ziehen uns weg von der Liebe Gottes. Aber – und dieses Aber müsste großgeschrieben sein: wir sind dem nicht hilflos ausgeliefert. Gottes Schutz
Diese Schutzrüstung gibt uns Gott, weil Jesus den Feind schon längst besiegt hat. Zwar spüren wir die Auswirkungen der Mächte und Gewalten noch deutlich, das letzte Wort haben sie aber nicht mehr. Es ist wie am Meer bei Ebbe und Flut. Am Scheitelpunkt der Flut ist der Wasserstand des Meeres noch hoch, aber höher geht es nicht mehr, mit jeder Welle ist das Wasser auf dem Rückzug. Da gibt es Wellen, die noch mehr Kraft haben, aber sie sind angezählt, die Ebbe wird sich durchsetzen. Nur eine Waffe wird hier genannt, ein kurzes Schwert. Das brauchte der römische Soldat, wenn der Feind ihm zu nahe kam. Dann konnte er sich mit diesem Kurzschwert verteidigen. Gedacht ist hier an eine Situation, in der wir uns in völliger Dunkelheit befinden, verlassen sind und voller Angst. Das Schwert will nicht den Kampf mit dem Bösen aufnehmen, sondern verteidigt. Es ist das Wort Gottes, die Verheißung, die wir 365-mal in der Bibel lesen: Fürchte dich nicht! Ich bin mit dir, bei dir, für dich da. Die Christen in Ephesus haben mit dieser Schutzkleidung wahrscheinlich sofort das Taufgewand identifiziert, das den neu Getauften übergeworfen wurde. Wenn wir als kleine Kinder getauft wurden, dann wird klar, dass das Taufkleid von damals heute nicht mehr passt. Es musste und muss weiter mitwachsen. Der Schutzanzug unseres Glaubens wächst besonders an den Knotenpunkten unseres Lebens, wenn wir die Macht des Durcheinanderwerfers deutlich spüren. Hier kann Gottes Schutz greifen. Er gibt uns Halt. Wir fallen nicht ins Bodenlose. Da greifen die Hände Gottes nach uns, er schickt uns Menschen, die uns begleiten. Er gibt uns Heil. Innerer Friede breitet sich in uns aus und überwindet die Angst. Ein Bekannter erzählte mir von den Minuten im Vorbereitungsraum auf eine Operation. Er war schon am Überwachungsmonitor angeschlossen und sah, wie sein Blutdruck hoch war. Angst vor der OP hatte ihn im Griff. Dann redete er mit Gott, betete, sagte Bibelsprüche auf, und als er wieder auf den Monitor schaute, nahm er überrascht wahr, wie sein Blutdruck gesunken war. Er hatte sich in Gottes Hand begeben, die Angst konnte ihm nichts mehr anhaben. Wie bei allen Anzügen dieser Welt hilft es nichts, wenn wir sie im Schrank lassen. Wir sollten sie immer griffbereit bei uns haben und am besten tragen. Wie machen wir das? Wohl so, dass wir in Jesu Nähe bleiben, unser Leben mit ihm gestalten, über ihn nachdenken und mit ihm reden. Ein besonderer Schutzraum ist die Gemeinde. Hier dürfen wir Heilung erleben, heil werden und Stärkung bekommen für unsere Herausforderungen im Alltag. Um das geschehen zu lassen, ist Ehrlichkeit nötig. Wir dürfen auch mit unseren angeschlagenen, kranken Herzen hierher kommen. Und so sind wir auch Rettungsarche für andere, die sich schutzlos den Mächten und Gewalten ausgeliefert fühlen. Wir sind Refugium für Flüchtlinge, nicht nur aus den Bürgerkriegsgebieten, sondern von überall, wo die Mächte und Gewalten sich gerade austoben. Ganz praktisch wird uns dieser Schutz im Gebet umfangen und durch unsere Fürbitte auch die erreichen, die gerade in besonderer Weise durch tiefe Täler gehen. „Betet dabei zu jeder Zeit und bittet Gott in der Kraft seines Geistes. Seid wach und hört nicht auf, für alle Gläubigen zu beten.“ (Vers 18) Cornelia
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