Nur Mut: Gott steht zu dir
Gottesdienst am 04.08.2002 

Liebe Gemeinde, liebe Gäste,
eine Szene aus dem Fussballstadion in Yokohama ist mir gut in Erinnerung geblieben. Nachdem Brasilien im Endspiel der Weltmeisterschaft gewonnen hatte, knieten sich drei Fussballspieler auf den Boden und fassten sich an den Händen. Ihre Gesichter neigten sie zum Boden. Es kam mir vor, als ob sie eine Gebetszeit einlegen würden, Gott danken würden für den Meistertitel. Als sie aufstanden, wechselten sie ihre Trikots und statt ihrer Teamnummern stand jetzt darauf "I love Jesus" und "I belong to Jesus". Mit der Hand wurde noch dazu geschrieben "100% Jesus". Für mich war das eindrücklich. Die Sportler nutzten ihren großen Auftritt, um für Jesus zu werben. Sie beteten zu ihm und dankten ihm. Das Spiel hatte offenbar etwas mit ihrem Glauben zu tun. 

Vielleicht ist das nicht unbedingt unser Thema, das Gewinnen von Fußballspielen mit Jesus in Zusammenhang zu bringen. Vielleicht denken wir bei uns, dass das Jesus ziemlich egal sein wird, wer da Weltmeister geworden ist. Aber sicher freut er sich über das Zeugnis für ihn und die Begeisterung der jungen Leute, ihn in das ganz weltliche Sportereignis mit einzubeziehen. Sicher freut er sich, wenn wir ihn in die Bereiche unseres Lebens mit einbeziehen, die uns wichtig sind und unseren Alltag ausmachen. Dabei hat das Gebet eine wichtige Funktion als Kommunikationsmittel.

Im 2. Brief an die Gemeinde in Thessaloniki bin ich auf einen Abschnitt gestoßen, der genau in den Alltag spricht. Ich habe ihn zuerst für mich persönlich gelesen. Dabei ist mir aufgefallen, wie sehr er mich berührt und verändert, wie er mich lehrt, Gott noch viel mehr zuzutrauen und auch dem Gebet einen größeren Stellenwert einzuräumen. Dann habe ich den Brief als eine Weisung für meine Gemeinde gelesen und dabei entdeckt, wie er uns auch als Gemeinschaft weiterhilft und uns näher zueinander bringt. So möchte ich Ihnen nun Anteil daran geben, natürlich in der Hoffnung, dass dieser Abschnitt auch ihnen Bedeutendes zu sagen hat.

2. Thessalonicher 3,1-5

Liebe Brüder und Schwestern! Betet für uns, dass sich die Botschaft schnell verbreitet und überall - wie bei euch - mit Lobpreis angenommen wird. Betet, dass wir von bösen und gemeinen Menschen befreit werden. Denn nicht alle finden zum Glauben. Der treue Gott stärke euch und bewahre euch vor dem Teufel. Wir setzen unser Vertrauen auf Gott, dass ihr tun werdet, was wir euch sagen. Der Herr lenke eure Herzen, dass ihr Gott liebt und geduldig ausharrt, eins mit Christus. (Übersetzung: Klaus Berger, Christiane Nord)

Zuerst und zuletzt: Beten

Paulus ruft die Gemeinde in Thessaloniki zum Gebet auf. Betet für uns! Er möchte, dass ihn die Gemeinde bei seiner Arbeit unterstützt. Ihm ist klar, dass seine Mission nur gelingen kann, wenn er auf offene Ohren und bereite Herzen stößt. Das hat er allerdings nicht im Griff. So weiß er sich durch die Fürbitte der Freunde in Thessaloniki getragen. Sie sollen Gott bitten, dass er selbst die Leute auf die Predigt vorbereitet.

Auch wenn wir nicht Paulus sind und unser Leben der Mission in fremden Ländern verschrieben haben, hören wir doch hier eine Anleitung für unseren Alltag. Christen brauchen gegenseitige Fürbitte. Denn Christen leben immer missionarisch. Durch Wort und Tat machen sie - manchmal sogar bei Fußballweltmeisterschaften - aufmerksam auf ihren Herrn. Da ist der Angestellte in der Firma. Seine Kollegen schätzen ihn. Er ist ehrlich, zurückhaltend, tratscht nicht und respektiert seine Mitmenschen. Sie wissen, dass er Christ ist. Vielleicht wird sich mal das eine oder andere Gespräch am Rande ergeben und er wird ihnen mehr von seinem Glauben erzählen können. Die Eltern leben mit ihren Kindern den ganz normalen Alltag einer Familie. Sie handeln, lieben, schweigen, reden als Christen. Sie wollen ihren Kindern den Weg zu Jesus Christus möglichst ebnen. Ob die Kinder diesen Weg dann auch wirklich gehen, können sie nicht erzwingen. Aber sie können dafür sorgen, dass sie selbst nicht zum Ärgernis werden und zu schlechten Vorbildern. Die Freundin versucht ihren Glauben ihren Freunden gegenüber zu leben. Sie wendet sich ihnen zu, hat Zeit für sie, ist auch in Krisen und Notzeiten da. Ob die Freunde merken, dass sie ihre Kraft von Jesus Christus bekommt? Sie hofft darauf. Dies sind nur drei alltägliche Situationen, an denen deutlich wird, dass wir die gegenseitige Unterstützung im Gebet brauchen. Ob unser Leben jemals zum Anlass wird, dem lebendigen Herrn zu vertrauen, liegt auch an den offenen Herzen unserer Mitmenschen. Das Gebet bereitet den Boden vor. Und wie gut zu wissen, dass mich jemand im Gebet begleitet, wenn ich an der Arbeit bin, dass mich die Paten und Patinnen meiner Kinder begleiten bei der Erziehung, dass die Freundin von ihrer Gebetspartnerin unterstützt wird, wenn sie ihre vielfältigen Kontakte pflegt.

Im Gebet
Die Fürbitte greift nicht erst in den kritischen Momenten. Sie gibt Kraft für alle unsere Aufgaben und sie beruht auf Gegenseitigkeit. Am Ausgang des Gottesdienstes sagen wir oft zueinander: Bete für mich! Ich habe in dieser Woche dies und das vor und weiß nicht, wie ich das bewältigen kann. Mir ist wichtig, dass du dafür betest. Hier müssen wir noch einen Schritt weiter gehen, indem wir antworten: Bete auch für mich! Ich habe vielleicht nichts Großartiges vor mir, aber auch ich brauche deine Fürbitte. So kommen wir in eine innige Gebetsgemeinschaft, wo einer für die andere betet, egal, ob die Herausforderungen und Anliegen groß oder klein sind. 

Paulus setzt noch einmal an mit der Bitte um Unterstützung. Es gibt Leute, die ihm übel mitspielen. Sie sehen in ihm den Feind, der eine falsche Lehre verbreitet. Sie verstehen nichts von Jesus Christus. Paulus bittet die Thessalonicher, ihn von diesen Menschen frei zu beten. Ob das dann bedeutet, dass sie ihn in Ruhe lassen oder dass er sie nicht mehr als Feinde empfindet, wird von ihm nicht ausgeführt. Jedenfalls braucht er das Gebet der Gemeinde in dieser besonderen Lage.

Sicher kennen wir solche Krisenzeiten auch. Einige leiden unter dem Mobbing ihrer Kollegen. Sie empfinden deren Sticheleien auch als Provokation ihres Glaubens. Müssten sie nicht darüber stehen? Andere fühlen sich verletzt und ins Unrecht gesetzt, obwohl sie gar nichts getan haben, was andere hätte schädigen können. Sie sind erschüttert, dass Brücken abgerissen wurden und kein Miteinander mehr möglich ist. Wie gut tut es da, zu wissen, dass jemand für einen betet und man in seiner Verzweiflung nicht allein ist. Sollte sich dann etwas zum Besseren wenden, kann ein Fest gefeiert werden. Der Herr hat sich als lebendig erwiesen. Paulus erwähnt den Lobpreis, er ist das Ziel des Gebets füreinander. Denn im Lobpreis wird dem Herrn für seine Hilfe gedankt. Im Lobpreis wird anerkannt, dass er zum Glauben geführt und die Kraft dazu gegeben hat.

Aber Gott ist da: Sieg gegen das Böse

Paulus hat es offenbar nicht nur mit bösen und gemeinen Menschen zu tun. Er nennt die Wurzel der Feindschaft, das Böse selbst, den Teufel. Der bemächtigt sich Menschen und gebraucht sie, um der Sache Jesu zu schaden. Aber wollen wir nicht nur zu den anderen bösen und gemeinen Menschen schauen, die sich da offensichtlich missbrauchen lassen. Auch wir sind nicht davor gefeit, für andere zum Hindernis zu werden. Da lese ich regelmäßig die Bibel, frage nach dem Willen Gottes und doch gibt es geheime Winkel in meinem Herzen, in denen ich festhalte an meiner Hartherzigkeit, Unversöhnlichkeit, meiner Bitterkeit oder meinem Stolz. Ich lasse Jesus da nicht ran und merke nicht, wie ich anderen damit zur Anfechtung werde.
Das Böse
Paulus spricht uns zu, dass es nicht so bleiben muss, ja nicht so bleiben soll. Denn gegen das Böse spricht der Herr, er ist stärker. Er kämpft mit uns, dass das Böse sich nicht einnisten kann in unseren Herzen, er kämpft mit uns, das Böse aus den letzten Winkeln zu vertreiben. Er schirmt uns ab vor den Angriffen des Bösen auf unser Leben. In Jesu Tod ist das Böse für uns überwunden worden, wir dürfen das immer wieder als Geschenk annehmen und darauf vertrauen. Ich bin überzeugt, dass sich daraus auch in den verborgenen Ecken unseres Herzens etwas entwickeln wird. Die hartherzige, auf ihr Recht pochende Frau wird barmherzig und nimmt das Angebot der Versöhnung an. Der gedemütigte Mann reicht seinem Kollegen die Hand zu einem Neuanfang. Wir alle dürfen uns neu gewiss werden, dass wir auf Gottes Treue zählen können, der das Böse für uns besiegt hat.

Ermahnung oder: Lob des Alltags

Wer von dem Bösen befreit wird und endlich wieder durchatmen kann, hat wirklich Gottes Treue erfahren. Ich möchte das vergleichen mit der Heilung einer Krebserkrankung. Wer das erlebt hat, dessen Leben kennt ein Vorher und Nachher. Der wird nach der Heilung manches ändern und viel sorgsamer und bewusster mit dem neu geschenkten Leben umgehen. So ist es auch bei Christen, die aus der Hand des Bösen gerettet werden. Sie ändern ihren Lebensstil. In Thessaloniki taten das manche ziemlich extrem. Sie sagten sich, der Herr kommt bald wieder, da sollte ich gar nicht mehr arbeiten und meine Zeit damit vertrödeln. Sie ließen sich nun von anderen aus der Gemeinde durchfüttern und fanden das ganz in Ordnung. Paulus spricht dagegen. Er unterstützt, dass Christen ihren Lebensstil auf Christus ausrichten sollen. Aber er schickt sie in den ganz gewöhnlichen Alltag. Sie sollen ihre Arbeit tun und sich in die Gemeinschaft einbringen, gerade so können sie ihr neues Leben aus der Kraft Gottes bewähren.
Im Alltag
Das ist auch eine große Zusage für uns am Ende der Sommerferien. Um mit Christus ganz innig verbunden zu sein, müssen wir nicht auf die nächste Insel warten, die uns aus dem Alltagsmeer heraushebt. Als Christen können wir an jedem Tag mitten im aufgewühlten Alltagsmeer seine Nähe erfahren. Die täglichen Herausforderungen und Fragen führen uns dann wieder ganz neu zu Jesus. Wir bekommen Sehnsucht nach ihm und freuen uns, mit ihm reden zu können. 

Morgen wartet auf Sie vielleicht wieder ein anstrengender Tag. Dann lassen Sie sich einladen, mitten hinein zu springen. Gott ist treu, er wird Ihrer Mission Gelingen schenken. Und da sind die Schwestern und Brüder, die im Gebet hinter Ihnen stehen und sie Gottes Kraft spüren lassen.

Liebe und Geduld: ein Segen

Am Schluss dieses Wortes zum Montag steht eine Segensbitte: Der Herr lenke eure Herzen, dass ihr eins mit Jesus seid. Was kann das bedeuten, eins mit Jesus zu sein?

Da ist nichts mehr, was uns trennt. Die verborgenen Kammern sind gelüftet, Jesus darf heran auch an die dunklen Seiten des Herzens. Eins mit Jesus sein bedeutet auch, ihm zuzutrauen, dass er etwas bewegen kann, das außerhalb unserer Kraft liegt. In einem der letzten Nachmittagskreise der Gemeinde haben wir uns Lieder aus dem Gesangbuch genauer angeschaut. Dabei ist uns aufgefallen, welche Sprengkraft sie für unsere Sorgen und Nöte besitzen. Manche erzählten, wie ihnen auswendig gelernte Lieder helfen, in die Verheißungen Gottes hineinzuwachsen. Sie berichteten von Erfahrungen mit einzelnen Liedern, die ihnen in Erinnerung geblieben sind. Ich habe das auch für mich selbst entdeckt, dass ein Lied mich in die Einheit mit Jesus hineinführen kann und mich an die Hand nimmt, zu Jesus zurückzukehren.

Aus diesem Einssein mit Jesus folgt zweierlei, Liebe und Geduld. Stellen Sie sich Ihren Montag vor. Wo wird von Ihnen in besonderem Maße Liebe gefordert, wo Geduld? Und dann denken Sie morgen daran, wenn es soweit ist: der Herr beschenkt Sie mit beidem. Das sollte den Montag für Sie und Ihre Mitmenschen doch entscheidend verändern. Liebe und Geduld, das ist ein gelebter Hinweis auf Jesus Christus wie die T-Shirts der brasilianischen Fußballweltmeister.

Der Segen
Und für Sie beten Brüder und Schwestern, dass Ihnen Liebe und Geduld von Gott her nicht ausgehen.

Ich sage dir noch einmal: Sei getrost und unverzagt! Hab keine Angst und lass dich durch nichts erschrecken; denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst! (Josua 1,9)

Cornelia Trick


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