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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Rund 100 Jahre später wurde die „Jefferson-Bibel“ von einer Urenkelin im Nachlass entdeckt und veröffentlicht. Die Bibel fand Anklang und wurde allen neuen Abgeordneten des Kongresses als Begrüßungsgeschenk überreicht. Das Leben Jesu als Richtschnur für das Regieren der USA. Doch ist das Leben Jesu vollständig ohne seine Machterweise? Er wäre einer von uns, ein vorbildlicher Mensch, der Vorbild ist und zur Nachahmung einlädt. Erst seine Machttaten und die Berührung mit dem Unverfügbaren lassen erahnen, dass eine andere Wirklichkeit in unsere Welt eingreift, dass der Himmel offen ist und Jesu Möglichkeiten über uns hinaus in diese Richtung weisen. Eine Begebenheit in Betanien, einem damals kleinen Ort in der Nähe von Jerusalem, steht an der Schnittstelle zwischen Jesus und dieser anderen Wirklichkeit. Es war kurz vor dem Passafest, wenige Tage, bevor Jesus in Jerusalem gekreuzigt wurde. Eine scheinbare Familiengeschichte weist über sich hinaus und wird ein Glaubensgespräch, das Jesus mit uns führen könnte. Johannes 11,1+3+5
Jesus wird gerufen
Die beiden Schwestern holen Jesus nicht, sie geben ihm nur Bescheid. Jesus ist gerade auf der anderen Seite des Jordan in Sicherheit, es wird ihm nach dem Leben getrachtet, und seine Stunde ist noch nicht gekommen. Die Schwestern wollen ihn nicht in Todesgefahr bringen. So hoffen sie vielleicht auf eine Fernheilung wie beim Hauptmann von Kapernaum. Was uns vielleicht selbstverständlich bei Freunden erscheint, hat hier Bedeutung: Jesus hat Lazarus lieb, auch den kranken Lazarus. Galt damals Krankheit doch als Zeichen der Gottverlassenheit oder Strafe, so wird hier ausdrücklich festgestellt, dass Jesu Liebe dem Kranken gilt. Jesus liebt Menschen, die an der Welt ohne Gott krank werden, in ihren Mühlen zerrieben oder von Schicksalsschlägen getroffen werden. Jesus ist nicht in erster Linie für die da, die zufrieden, gesund und glücklich sind, sondern für die, die unter den Auswirkungen unserer Welt, die von Gott entfernt ist, leiden. Er liebt uns in unserer Schwachheit, wir müssen ihm nicht Stärke demonstrieren, sondern können so sein, wie wir sind. Die Schwestern und Lazarus laden ein, bei ihnen Platz zu nehmen:
Jesus geht los
Zwei Erklärungsmöglichkeiten skizziere ich kurz:
Der Jünger Thomas bringt es auf den Punkt. Wenn Jesus jetzt losgeht, wird er mit ziemlicher Sicherheit sterben. Thomas entschließt sich mitzugehen und mit zu sterben. Wieder können wir in die Rollen der Beteiligten schlüpfen:
Marta sagte zu Jesus: »Herr, wenn du hier gewesen wärst, hätte mein Bruder nicht sterben müssen. Da sagte Jesus zu ihr: »Ich bin die Auferstehung und das Leben! Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer lebt und an mich glaubt, wird niemals sterben – in Ewigkeit nicht. Glaubst du das?« Sie antwortete: »Ja, Herr, ich glaube fest: Du bist der Christus, der Sohn Gottes, der in diese Welt kommen soll!« Jesus, wo warst du?
Jesus rechtfertigt sich nicht vor Marta. Er erklärt nicht, warum er scheinbar zu spät gekommen ist, sondern eröffnet eine neue Perspektive. Sterben ist schrecklich, ein brutaler Schmerz, jemand wird einem aus dem Herzen gerissen. Aber noch schlimmer ist, wenn Gott für uns stirbt, die Verbindung zu ihm gekappt wird. Der Kraftstrom seiner Liebe unterbrochen ist, sein Geist nicht mehr landen kann. Dann ist der Mensch sich selbst ausgeliefert. Er ist von menschlicher Liebe und Zuwendung abhängig, die nie genug ist. Jesus lässt nicht alle Toten aus ihren Gräbern auferstehen. Er heilt nicht alle kleinen Tode unseres Lebens, aber er bietet die Hand an:
Wohl so, dass wir uns in Jesu Gegenwart begeben, uns bergen in seiner Hand, uns seinem Einfluss aussetzen. Er wird uns berühren, aufsuchen, uns Zeichen schenken – manchmal Tage später als erwartet. Der Schluss dieser Szene ist fast nicht mehr wichtig. Jesus ruft Lazarus aus dem Grab ins Leben. Er nimmt vorweg, was am Ostermorgen geschehen wird. Gottes Macht durchbricht unsere Grenzen. Der Tod ist besiegt. Wir werden zwar noch körperlich sterben wie Lazarus ein zweites Mal sterben musste, aber Gott wird für uns nicht sterben, er öffnet uns den Himmel. Die Jefferson-Bibel war
arm, obwohl sie alle wichtigen Aussagen über Jesus enthielt. Wir brauchen
diese Geschichten, die uns wie ein Kabel mit dem Himmel und Gottes Möglichkeiten
verbinden. Das gibt Hoffnung auch für unseren Alltag.
Cornelia
Trick
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