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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Timotheus war nicht Bergsteigen in den Dolomiten, aber wohl auch in einer echten Schwächephase. Wir können es zwischen den Zeilen des 2.Timotheus-Briefes lesen. Er wurde angefeindet, weil er anderen von Jesus erzählte. Er war sich nicht mehr sicher, ob Gott ihn berufen hatte. Ängste machten ihm zu schaffen und erstickten seine Begeisterung für Jesus. Heute würde man vielleicht bei ihm einen Burnout diagnostizieren, obwohl er Jesus nachfolgte und mit ihm in enger Verbindung stand, vom ihm unbegrenzt Kraft bekommen konnte. Und nun kam Paulus, dem Timotheus nach langer gemeinsamer Arbeit ans Herz gewachsen war. Paulus nannte Timotheus seinen Sohn, denn er hatte ihn in den Glauben an Jesus eingeführt, ihn gefördert und ihn geprägt in der Nachfolge Jesu. Begonnen hatte ihre Beziehung in Lystra, wo Paulus die Gemeinde gründete. In dieser Gemeinde wurde die Familie des Timotheus heimisch. Paulus erkennt die Situation des Timotheus und nimmt sich seiner an. Er gibt Timotheus eine Anschubhilfe, um wieder aus dem Loch der Enttäuschung und der Angst herauszufinden. Für uns sind diese Worte für Timotheus ein Geschenk für schwierige Zeiten in unserem Leben. 2.Timotheus 1,3-5
Zurück zum Anfang
Paulus will Timotheus wiedersehen, und das nicht, weil Timotheus Probleme hat und nun ein schwieriger Fall ist, sondern weil Paulus sich an ihm freuen will. Ein Aha für Timotheus. Er ist in Paulus Augen nicht zuerst ein Jammerlappen, der seine Berufung verloren hat und nicht weiß, wie es weitergehen soll. Paulus sieht durch all die Not hindurch auf sein Herz und auf die zugeschütteten Möglichkeiten, die Gott in Timotheus hineingelegt hat. Timotheus ist Paulus wichtig, egal, wie es um seine Psyche gerade bestellt ist. Noch ein interessantes Detail. Paulus erwähnt die Verwandtschaft von Timotheus, Oma Lois und Mama Eunike. Wo sind die Männer in dieser Familie? Sind sie längst gestorben, oder sind sie den Weg des Glaubens nicht mitgegangen? Waren die Frauen alleinerziehend, und Timotheus hatte gar keinen Vater? Redet Paulus hier indirekt von einer Leerstelle im Leben, dass da eine wichtige Bezugsperson für den jungen Timotheus schmerzlich fehlt? Wir wissen es natürlich nicht, aber wenn es so wäre, würde Paulus Timotheus doppelt gut tun. Er bietet sich als väterlicher Freund und Begleiter an, wenn er Timotheus als seinen Sohn bezeichnet, und er schätzt die beiden Frauen im Leben des jungen Mannes wert, die zur damaligen Zeit nicht besondere Beachtung bekommen haben dürften. Er gibt Timotheus zu verstehen, dass ihm nichts fehlt, egal, was andere über ihn sagen. Wir sind nicht in der selben Situation wie Timotheus, aber auch uns können Lebenssituationen herausfordern und bis an den Rand der Erschöpfung führen. Da hilft es, wie Paulus zu den Anfängen zurückzukehren. Wie bei Timotheus gab es vielleicht auch in unserem Leben einen Anfang, wo Jesus unser Herz berührt hat und wir spürten, er ist da, und er meint uns wirklich. Damals hat etwas Neues begonnen, und diese Kraft wirkt heute noch – zu jeder Zeit kann Neues aufbrechen, Jesus steht dafür. Auch unsere Wunden können wir ansehen. Vielleicht haben wir den Eindruck, dass uns das Leben betrogen hat, uns etwas Wesentliches fehlt. Vielleicht durften wir nicht das lernen, was wir wirklich wollten, vielleicht hat sich „der Richtige“, "die Richtige" nicht gefunden, vielleicht sind uns Kinder verwehrt geblieben, vielleicht sind die Beziehungen einfach nicht so harmonisch, wie wir es uns wünschen würden. Dennoch sind wir geliebt, und Gott hat uns herausgerufen aus der Menge, Jesus hat mir ganz persönlich die Hand gegeben, das wird er nicht rückgängig machen. 2.Timotheus 1,9-10
Soforthilfe
Oft überspringen wir diese Soforthilfe. Wir befinden uns im Loch und versuchen verzweifelt, an den glatten Wänden mit eigener Kraft hoch zu krabbeln. Wenn die eigene Kraft nicht ausreicht, fallen wir zurück und schmeißen alles hin. Wir können uns neu bewusst machen, dass alles, was uns ausmacht und was wir können, von Gott abhängig ist. Sein Ruf rief uns ins Leben, sein Ruf brachte uns bis hierher, sein Ruf kann uns weiterführen. Um dieser Kraftquelle in uns nachzuspüren, brauchen wir Auszeiten. Mir hilft es, Glaubensgeschichten zu lesen von Menschen, die etwas mit Jesus erlebt haben. Das stärkt mich und zeigt mir, dass Gott kann. Vor ein paar Wochen gewann Eintracht Frankfurt den DFB-Pokal, das war ein großes Erlebnis. Nicht nur, weil ich die Eintracht mag, sondern weil mir dieser Sieg gezeigt hat, dass David gegen Goliath durchaus Chancen hat. Allerdings nicht, weil David so toll ist, sondern weil Vieles zusammenkommen muss – im Fall der Eintracht ein großer Teamgeist, begeistert unterstützende Fans und irgendwie ein bisschen glücklose Gegner. Auch in meinem Leben braucht es Gottes Zutun, dass ich aus den Löchern herausfinde, doch möglich ist es Gott immer. 2.Timotheus 1,6-8
Maßnahmenkatalog
Ganz praxisnah können wir uns ein Grillfeuer vorstellen. Die Kohlen liegen bereit und werden angefeuert. Eine Weile brennen die kleinen Anfachhölzchen, doch die Kohlen fangen einfach nicht richtig Feuer, die Würstchen bleiben kalt. Da hilft ein Blasebalg, der das Feuer mit seinem Gebläse anfacht. Bald schon glühen die Kohlen heiß, ideal für die Würstchen. Glaube ohne den anfachenden Wind des Heiligen Geistes wird sterben. Paulus ermutigt Timotheus, die Gabe des Geistes, die er bekommen hat, wieder anzuschauen, ernstzunehmen und wirken zu lassen. Paulus ist sich sicher, dass Timotheus Jesus Hand wieder spürt, wenn er anderen von Jesus erzählt, seine Gemeinde aufbaut und mit seiner Gemeinde unterwegs ist zu den Menschen, die Gott brauchen. Verkriecht sich Timotheus auf Dauer, wird sein Glaube abkühlen. Er braucht den Wind. Nun sind wir nicht alle solche Evangelisten, aber auch uns hat Gott durch seinen Geist in besonderer Weise begabt. Für irgendeine Aufgabe oder Herausforderung, für ein Thema oder eine Lebenslage schlägt unser Herz, da spüren wir, dass Gott uns da haben will. Wenn wir uns auf das Herzensthema einlassen, werden wir spüren, wie Jesus mit uns unterwegs ist, uns die Augen öffnet, die Hände führt und das Herz weit macht. Die Gemeinde ist die Erde, in der diese Gaben wachsen können. Paulus sagt es ganz deutlich: Angst und Furcht will Gottes Geist vertreiben, stattdessen schenkt er Kraft, Liebe und Besonnenheit. Er macht fit, um die Berge des Lebens zu besteigen ohne abzustürzen. Die Kraft brauchen wir für jeden neuen Schritt. Die Liebe öffnet uns für die, die mit uns unterwegs sind, die wir unterstützen und die uns helfen weiterzukommen. Die Besonnenheit macht uns sensibel, wann Auszeiten nötig sind, wann wir die Oasen aufsuchen müssen, weil der Tank leer ist. Paulus redet mit Timotheus, ganz persönlich und doch auch öffentlich, denn seine Hilfestellung gibt uns Anleitung, wenn es uns umhaut und wir uns in einem Loch wiederfinden. Zurück zu den Anfängen unserer Liebesbeziehung mit Jesus, uns an den gedeckten Tisch seiner Liebe setzen und den Wind des Heiligen Geistes durch unsere Seele fegen lassen – das hilft wohl auch uns. Cornelia
Trick
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