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Liebe Gemeinde,
Im aktuellen Bibelleseplan lesen wir gerade den Römerbrief, und wenn das Kinderlied stimmt, führt das Lesen des Römerbriefs zu wachsendem Vertrauen. Nun ist der Römerbrief nicht gerade eine einfache Lektüre. Kein Wunder, denn Paulus schrieb ihn an die ihm unbekannte Gemeinde in Rom als eine Art Vorbereitung auf seinen Besuch in Jerusalem. In Jerusalem, die Station vor der geplanten Rom-Reise, erwarteten ihn harte Anfeindungen aus verschiedenen Lagern. Um sich für die Streitgespräche zu rüsten, legte Paulus in diesem Brief offen, wie er Jesu Kommen in diese Welt verstand und wie er Jesus in Gottes Weg mit Israel und der ganzen Welt einbettete. Wahrscheinlich dachte er, dass die Gemeinde in Rom ihn durch seine Zeilen gut kennenlernen konnte. Sie wusste schon von Vornherein, was Paulus wichtig war. Wir werden durch das Lesen nun in die Gedanken des Paulus hineingezogen. Einer doppelten Schwierigkeit begegnen wir dabei. Wir brauchen gewisse Voraussetzungen, um seine Ausführungen zu verstehen, und seine Probleme damals sind nicht unbedingt unsere heutigen Themen. Aber lassen wir uns überraschen, wie die Worte von damals zu uns heute sprechen. Ausgewählt habe ich Sätze, die den Kern des Glaubens beschreiben und Antwort geben auf die Frage: „Warum können wir Gott vertrauen?“ Römer 3,21-26
Alle stehen vor Gott als
Sünder
Auch wir kennen ja die Anstrengungen, es gut zu machen, Frieden zu halten, eine bessere Welt zu schaffen. Doch oft müssen wir uns eingestehen, dass wir mit unserem Vorhaben steckengeblieben sind oder sich das Gute sogar ins Gegenteil verkehrt hat. Die Segnungen der Düngermittel, von denen man sich erhoffte, den Hunger in der Welt zu besiegen, führen zu Gier und Zerstörung unserer Umwelt – ein Beispiel unserer Tage, von dem Paulus noch nichts ahnte. Jesus kam in diese sich selbst zerstörende Welt, um uns zu werben: „Vertraue den liebenden Armen des Vaters im Himmel, der auf dich wartet. Umkehr ist möglich.“ Im Gleichnis vom Verlorenen Sohn lässt Jesus die Szene der Umkehr lebendig werden. Ein Sohn fordert vom Vater sein Erbe ein, er verlässt den heimatlichen Hof und zieht in die weite Welt. Er prasst, lässt sich mit den falschen Freunden ein, verliert alles, am Ende auch seine zwielichtigen Freunde und landet als Knecht im Schweinestall. Dort besinnt er sich auf seine Heimat und bricht auf in der Hoffnung, als Knecht bei seinem Vater unter besseren Bedingungen arbeiten zu können. Als er den heimatlichen Hof sieht, erwartete ihn schon der Vater mit offenen Armen. Er bestraft den Sohn nicht, sondern feiert ein Festmahl, alle sollen die Heimkehr mitfeiern. (Lukas 15,11-24) Einige der Menschen, die Jesus während seiner Wanderzeit begegneten, hatten die Chance ergriffen. Menschen, die mit dem Gesetz in Konflikt gekommen waren, andere, die wir heute als Terroristen bezeichnen würden, Rechtlose, aber durchaus auch Einflussreiche ließen sich von Jesus einladen, in Gottes Arme zu kommen und ihm zu vertrauen. Doch die Mehrheit, zumal die politische und religiöse Führungselite lehnte Jesus ab, sie konnte sich nicht vorstellen, dass Gott ein barmherziger Vater, eine liebevolle Mutter ist, die vergibt ohne Strafe. So brachten sie Jesus um, den Sohn des Vaters im Himmel. Wie könnte eine Reaktion Gottes aussehen? In der Vorstellung, dass Schuld Strafe nach sich zieht, müsste Gott ein Zorngericht über die Menschheit niedergehen lassen. Schließlich haben die Menschen sein Liebstes getötet. Doch hier geschieht etwas Ungeheuerliches. Statt die Attentäter zu bestrafen, deutete Gott ihre Tat um. Er nahm Jesus als ihren Sündenbock entgegen, auf den sie alle ihre eigene Schuld gelegt hatten, wie das der jüdische Ritus einmal im Jahr vorsieht. Der Tod Jesu war für ihn nicht ein Verbrechen an dem einzigen Schuldlosen, den es je gegeben hatte. Sondern diesen Tod wertete Gott als Stellvertretung für alle Schuldig-Gewordenen dieser Erde. Ein für allemal. Jeder und jede, die ihre
eigene Unfähigkeit, Gottes Willen zu leben, auf Jesus legt, wird gerettet.
Glaube ist somit ein Laufen in die Arme des Vaters, ohne etwas selbst vorweisen zu können, nur im Vertrauen, dass der auferstandene Jesus die Hand hält, während wir laufen. Wachsen im Glauben
Vier Lernfelder habe ich einmal in den Blick genommen: Die inneren Antreiber
Bin ich an Jesu Hand, ist klar, ich brauche weder mir noch irgendjemand anderem etwas zu beweisen. Gott nimmt mich an, obwohl ich so ein Mängelwesen bin. Er sagt ja zu mir, obwohl ich so oft gegen seinen Willen agiere. Gott sagt mir zu: Du bist unfähig, dich aus eigener Kraft zu erlösen oder aus dem Sumpf zu ziehen. Mit härterem Arbeiten ist gar nichts erreicht, lass Gott an dich ran, er schafft die Voraussetzungen für deinen Weg. Mir hilft, diesen Zusammenhang im Auge zu haben. Ich möchte arbeiten, ohne mich damit beweisen zu müssen oder mit dem Anspruch, die Welt retten zu müssen. Ich möchte die Ruhepausen genießen, die Gott mir gewährt und für mich vorgesehen hat. Mein Wert entscheidet sich nicht an meiner Tüchtigkeit, sondern daran, dass ich Gott wert bin. Die Ängste
Mir hilft, dass ich weiß, mein Leben ist in Gottes Hand. Er hat das Beste für seine Kinder im Blick. Er will, dass ich meinen Kopf aus der Komfortzone herausstrecke und die weite Welt wahrnehmen, die er geschaffen hat. Dabei sagt er mir zu: Du bist nicht allein, Jesus ist bei dir. Das Hadern mit dem Unvollkommenen
Gott möchte mir eine komplett neue Sicht geben. Er richtet meine Wahrnehmung nicht auf die defizitären Stellen meines Lebens, wo mir was fehlt oder ich eine Macke habe, sondern schreibt über mein Spiegelbild: Genauso habe ich dich gewollt. Du musst nicht perfekt sein. Schau auf das Wunderbare, das dich Besonders macht. Die Konkurrenz
Auch geistlich gibt es Spielarten davon: größere Gotteserfahrungen, beeindruckendere Gebetserhörungen, mehr Wunder, bessere Gemeinden, mehr Leute im Gottesdienst … In Gottes Gegenwart allerdings kehren sich die Verhältnisse um, nicht Konkurrenz, sondern Kooperation ist angesagt. Ich muss nicht besser als mein Nachbar werden, sondern darf mein Bestes geben und darauf vertrauen, dass Gott daraus das werden lässt, was er will – ob größer oder kleiner. Ich bin immer angewiesen auf seine Kraft, die er mir schenken kann, aber nicht um besser als andere zu werden, sondern um ihn widerzuspiegeln. Jesus ist die Wende
Wir können mit seiner Hilfe wachsen im Vertrauen, uns den inneren Druck nehmen lassen, die Ängste, die uns vom Leben abhalten, das Hadern mit den Fehlern, unsere Konkurrenzgedanken. Mit leeren Händen kommen wir zu Gott wie der verlorene Sohn, um sie uns von ihm füllen zu lassen, immer mehr, ein Leben lang. Dieses Geschenk sollten wir annehmen und auspacken. „Welches Erbarmen, welche Geduld zeigen sich darin, dass Gott den freispricht, der von ganzem Herzen sein Vertrauen auf Jesus setzt und aus ihm lebt!“ (Römer 3,26) Cornelia
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