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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Dieser Satz hat mich angesprochen, und da ich ihn beim Mittwoch-Frühgebet lesen wollte, schaute ich mir den Vers im Zusammenhang genauer an. Die dazu gehörende Jesus-Begegnung hat mich seither nicht mehr losgelassen, auch nicht während der vergangenen Urlaubswochen. Immer wieder stellte ich mir die Situation damals vor und sah sie als eine Anfrage an die Gemeinde Jesu heute.
Aber umgekehrt gilt das nicht. Eine Gemeinde, die unter chronischen Schmerzen, Blutverlust und krankheitsbedingter Isolation leidet, hat keine freien Hände für andere, kann keine Lasten mittragen und keine Gastfreundschaft üben. Sie bleibt mit sich selbst beschäftigt. So sind sicher sehr persönliche Gründe ausschlaggebend, warum Heilung ein so wichtiges Thema ist, aber genauso auch der Blick auf den Auftrag der Gemeinde fordert dieses Thema geradezu heraus. Markus 5,24-34 Die Jesus-Begegnung Jesus spürte Kraft von sich ausgehen. Bei Dutzenden von Berührungen suchte er die eine Person, die an den heilenden Strom der Liebe Gottes angeschlossen werden wollte. Dieser einen Person wandte sich Jesus zu, nicht den Dutzenden im Gartenschlauchverfahren. Das zeigt uns deutlich, dass Heilung und Gesundwerden immer das Wunder ist, nie der Normalfall. Normal ist, dass eine Krankheit irgendwann zum Tod führt. Das Wunder Gottes ist, dass es einen neuen Anfang gibt, ein neues Ja Gottes zum Leben und eine neue Chance, das eigene Leben nun ganz radikal auf Jesus auszurichten. Sofort stoppte die Blutung. Die Berührung schloss die Frau an Jesu heilende Kraft an. Aber dieser Stopp war noch nicht die Heilung. So ließ Jesus die Frau nicht in die Anonymität der Masse zurückkehren. Er suchte den Kontakt zu ihr. Er wollte ihr ins Herz und in die Augen schauen, ihr das vermitteln, was wirklich lebensverändernd war. Denn er zog sie weg aus ihrem Gebundensein an die Krankheit hin zu ihm. Ganz radikal schnitt er die Verbindung zu ihrer kranken Vergangenheit ab, um sie an die Hand zu nehmen und mit ihr in die Zukunft zu gehen. Jetzt erst war sie in vollem Umfang gesund, weil sie zu Jesus gehörte, zur neuen Familie der Kinder Gottes. Geheilt sein bedeutet, mit Jesus zusammen gebunden zu sein. Diese Bindung kann sich im körperlichen Gesundwerden ausdrücken. Und wir können uns ernsthaft fragen, warum wir das Gesundwerden so selten erleben, aber viel vom Heilwerden reden. Fehlt uns der Mut, es zu erwarten? Haben wir Angst vor Enttäuschung? Ist unser Glaube doch zu beschränkt auf das, was wir in dieser Welt für möglich halten? Bilden wir uns ein, Gesundwerden nicht mehr zu brauchen? Fürchten wir Gottes Auswahl, wen er gesund werden lässt und wen nicht? Wenn nicht alle, dann keiner? In anderen Bezügen denken wir nicht so. Wir hören zum Beispiel nicht auf, um Arbeitsstellen zu beten, auch wenn wir wissen, dass es noch andere Bewerber gibt. Gemeinde als Ort der Heilung Wie kann Gemeinde zu einem Ort der Heilung werden? Zunächst einmal, indem sie Platz schafft, dass die Bedürftigen, die Kranken sich Jesus nähern können – auch von hinten aus der Anonymität heraus. Das hat augenscheinlich banale Konsequenzen. Die hinteren Plätze im Gottesdienstraum haben frei zu bleiben für die, die sich nicht trauen, Jesus von vorn zu begegnen wie der Vater Jairus als einflussreicher Synagogenvorsteher vor Ort. Und wer einmal zum Gottesdienst mit einem schweren Herzen kam, weiß, wie wichtig es ist, auch ungesehen und unkommentiert weinen zu dürfen, die Hände buchstäblich auszustrecken nach dem, der herausreißen kann und will. Zu den Weinenden gesellen sich die unter uns, die von Herzen und mit Vollmacht trösten können. Die ein Gespür für Leid haben, es vielleicht selbst erlebt haben. Die von Jesus erwarten, dass er heilt und gesund macht und diese Erwartungshaltung mit den Weinenden teilen können. Zur Gemeinde als Ort der Heilung gehört eine klare Ansage. Der Weg in die Ewigkeit führt durch Wüsten. Wir dürfen keine falschen Hoffnungen wecken, als wäre Glaube an Jesus die Checkkarte für unbegrenztes Leben auf Erden. Glaube kann nicht egoistische Ziele verfolgen, sondern bedeutet, sich ganz fest an Jesus binden zu lassen. Das kann mit körperlichem Gesundwerden einhergehen, muss aber nicht. Erst in der Ewigkeit wird das Leid überwunden sein. Die heilende Gemeinde hat Hoffnung zu verkünden. Wir sind unterwegs zu Gottes Ewigkeit. Keine Krankheit kann uns von diesem Ziel abbringen, wenn wir an Jesu Hand sind. Der Trost, den wir uns zusprechen, heißt nicht: Alles wird wie vorher, sondern alles wird zu Gottes Ziel führen. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Die Gemeinde bekommt durch
die Bibel ein Instrument in die Hand, mit dem sie nach Heilung Suchenden
helfen kann. Nach Jakobus 5,13-16 sind es die Ältesten, die bei dem
Kranken zusammenkommen, Die ureigenste Bestimmung der Gemeinde ist, ein Ort der Heilung zu sein. Gottes Liebe heilt Sünden und ihre Folgen, auch die körperlichen. Wenn nicht anbruchsweise in der Gemeinde, wo dann? Die Gemeinde als heilender Ort wird Ausstrahlung haben. Sie wird Kapazität haben, neue Menschen, die unter Krankheiten aller Art leiden, aufzunehmen und sie zu Jesus zu begleiten. Sie wird aus Mitarbeitenden bestehen, die durch ihre eigenen Heilungserfahrungen belastbar sind. Sie wird ein geistliches Leben führen, das durch die enge Beziehung jedes Einzelnen zu Jesus wächst. Sie wird ein wahrhaftiges Zeugnis in ihrer Umgebung sein, kein Interessenverein, sondern eine Quelle, die Jesu Liebe weitergibt. Als Gemeinde müssen wir uns diesem Thema sofort öffnen, denn die nächsten Top-Themen wollen nicht endlos in der Warteschleife bleiben. So lade ich Sie ein, die die Heilung erfahren haben, die, die krank und kaputt hierher gekommen sind, die die die Liebe zu den Kaputten in sich spüren, Jesu Liebe zu erflehen und ihm jetzt in einer Zeit der Stille Raum zu geben. Abschließen werden wir diese Stille mit Gebet und dem Lied „O Glück der Gnade! Gottes Hand und Augen suchten mich. Ich war verlorn, bis er mich fand, war blind, jetzt sehe ich.“ Cornelia
Trick
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