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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Doch nicht nur die Vorsorge beim Zahnarzt ist wichtig. Gott lädt uns jeden Sonntag zu einem Vorsorgetermin ein. Er schaut auf unser Leben, unseren Alltag. Er sieht bis in unser Herz, was uns beschäftigt, auch was uns quält. Er bietet uns hier an, den Weg mit ihm getrost fortzusetzen, mutiger und vertrauensvoller zu werden. Vielleicht ist gerade heute wieder ein Vorsorgetermin Gottes bei Ihnen dran, dann hilft ein Wort des Paulus an seinen langjährigen Mitarbeiter Timotheus vielleicht auch Ihnen. Timotheus war Paulus nach langen Jahren der Zusammenarbeit besonders ans Herz gewachsen. Ihn nannte er seinen Sohn, weil er Timotheus in den Glauben an Jesus Christus eingeführt hatte. Bei seiner Gemeindegründung in Lystra kamen Timotheus Großmutter Lois und seine Mutter Eunike zum Glauben, und auch er schloss sich Jesus Christus an. An diese gemeinsamen Anfänge ihrer Beziehung erinnert Paulus Timotheus. Er dankt Gott für Timotheus, er versichert ihn seiner Fürbitte und erinnert Timotheus daran, dass der Glaube in ihm Wurzeln geschlagen hat. Doch warum musste Paulus Timotheus an diese Anfänge des Glaubens erinnern? Gab es nicht spannendere Themen, als in alten Geschichten zu kramen? Offenbar brauchte Timotheus den deutlichen Hinweis, dass da ein gewaltiger Anfang des Glaubens in seinem Leben war, der ihn völlig umgekrempelt hatte. In den Herausforderungen, die jeder Tag für den verantwortungsvollen Evangelisten Timotheus mit sich brachte, hatte er wohl die Verbindung zum kraftvollen Anfang mit Jesus verloren. So fuhr Paulus fort: 2. Timotheus 1,6-10 Er hat uns gerettet und uns dazu berufen, ihm ganz als sein Eigentum zu gehören - nicht wegen unserer guten Taten, sondern aus seinem eigenen freien Entschluss. Ihm gehören wir aus reiner Gnade, wie er sie uns durch Jesus Christus geschenkt hat schon vor aller Zeit. Jetzt aber ist diese Gnade offenbar geworden, als Jesus Christus, unser Retter, auf der Erde erschien. Er hat dem Tod die Macht genommen und das unvergängliche Leben ans Licht gebracht. Timotheus, so lesen wir es zwischen den Zeilen, war in einem Tief. Er wurde angefeindet wegen seiner Botschaft, seine Berufung zum Evangelisten verblasste, Ängste wuchsen, und Timotheus Begeisterung für Jesus drohte darunter zu ersticken. In die Situation eines Timotheus wenige Jahrzehnte nach Ostern können wir uns nicht mehr hineinversetzen, aber die Symptome sind bekannt. Da ist ein verantwortungsvoller Mitarbeiter in einer Gemeinde. Woche für Woche bereitet er die Jungschar vor, doch kommen die Kinder unregelmäßig, die Eltern geben ihm zu verstehen, dass Jungschar für ihre Sprösslinge eine von vielen Freizeitbeschäftigungen ist und sicher nicht die wichtigste. In der Gemeinde findet er keine Mitstreiter. Zuhause ist wegen seines Engagements öfter dicke Luft, denn so mancher Samstag steht im Zeichen der Jungschar, und die Hausarbeit bleibt liegen. Auch beruflich klappt es nicht mehr optimal. Bei diesem Mann ist die Luft raus. Er ist ausgepowert. Er agiert nur noch aus Pflichtgefühl und weil kein anderer da ist, aber die Liebe ist am Versiegen, die Kinder nerven ihn eher, als dass er sich auf sie freut. In ruhigen Minuten schämt er sich, in den Spiegel zu schauen - so wollte er nie werden. Von Gott her kann er sich seinen Zustand nicht erklären. Der hatte ihm in Jesus Christus doch zugesagt, alle Tage bei ihm zu sein bis ans Ende der Welt. Jesus versprach ihm, sein Wasser und Brot, sein Licht, sein Weg, sein Leben zu sein. Wie konnte er dann so ausbrennen, wo Gott ihm doch Nachschub versprochen hatte? Paulus erkannte diesen Zustand bei seinem Mitarbeiter Timotheus. Er schrieb ihm einen Brief aus dem Gefängnis. Er hätte einfach schreiben können: Du, Timotheus, mir geht es noch viel schlechter als dir. Reiß dich zusammen und hör auf zu jammern. Aber das schrieb Paulus Timotheus nicht. Paulus nahm Timotheus ernst. Er wollte ihn nicht noch kleiner machen und ihm Schuldgefühle einimpfen. Er zeigte ihm stattdessen einen Weg nach vorn auf, der auch für uns hilfreich sein könnte. Dieser Weg umfasste drei Wegabschnitte. 1 Urlaub für die Seele Als ich mich in dieses Bekenntnis fallen ließ, wurde mir die Bedeutung Jesu wieder ganz neu deutlich. Er hat mich gerettet aus einem Leben ohne Orientierung. Ich muss nicht Leben nach dem Motto: "Ohne Ziel ist jeder Weg der richtige" oder "Wer das Ziel nicht kennt, braucht sich nicht zu wundern, wenn er ganz woanders rauskommt." Ich habe von Jesus ein Ziel für mein Leben bekommen. Ich möchte immer mit ihm leben, zu ihm gehören und an seine Kraft angeschlossen sein. Mir wird bewusst, dass Jesus mich voller Barmherzigkeit anschaut. Diese Barmherzigkeit wird durch drei Jesusgeschichten sehr plastisch. Da war ein Trauerzug durch die Stadt Nain. Eine Witwe trauerte um ihren verstorbenen Sohn, ihre einzige Hoffnung. Jesus stieß mit seinen Jüngern auf diesen Trauerzug. Er sah die Witwe und erbarmte sich über sie (Lukas 711-16). Die Witwe schrie nicht nach Jesus. Sie bat ihn nicht um Hilfe, doch er sah ihre Not, schenkte ihr den Sohn wieder und eröffnete ihr Zukunft. Im Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lukas 10,29-37) entdeckte der Samariter den Überfallenen und erbarmte sich über ihn. Das Gleichnis soll Anleitung zum Handeln geben, doch Vorbild ist eigentlich nicht der Samariter, sondern Jesus selbst, der sich der Ausgebrannten, Niedergeschlagenen und Überfallenen annimmt, ohne dass sie ihn rufen müssen. Und noch ein Gleichnis beschreibt Gottes Barmherzigkeit in der gleichen Weise (Lukas 15,11-32). Der Vater erwartet den verlorenen Sohn mit offenen Armen, er erbarmt sich über seinen bei den Schweinen gelandeten Sohn. Jesus sieht uns mit diesen barmherzigen Augen mitten ins Herz. Wir können dieses Bekenntnis nachsprechen und über seine Bedeutung nachsinnen. Wenn Jesus uns mit Augen voller Zuwendung anschaut, werden wir auch ganz tief unten eine Chance haben. Wir müssen uns nicht als die Gewinner vor ihm positionieren, die alles im Griff haben und keine Fehler machen. Der Jungscharmitarbeiter muss keine Wachstumskurven seiner Gruppe vorlegen, er muss nicht sein Privatleben akkurat und sauber präsentieren. Er darf so kommen, wie er ist, geschlagen, enttäuscht, entmutigt. Doch Jesus wird ihn ansehen. Indem der Mitarbeiter das Bekenntnis mitspricht, wird er Jesus näher rücken, die Worte werden in die Seele wandern und ihn gewiss machen: "Jesus hat uns gerettet und uns dazu berufen, ihm ganz als sein Eigentum zu gehören." 2 Erinnerung an Gabe Gottes Dass dieses Entfachen nicht
aus eigener Kraft geschehen kann, kennen wir ja vom Holzkohlegrill. Wir brauchen zum Entfachen unserer Gaben diesen Wind des Heiligen Geistes, über den wir nicht verfügen können. Doch offenbar können wir uns vor dem Wind zurückziehen und ihn gar nicht an uns herankommen lassen. Dann verkümmern die Gaben und haben keine Ausstrahlungskraft mehr. Timotheus hatte offensichtlich die Gabe des Evangelisten. Er konnte leicht mit Menschen über den Glauben an Jesus Christus reden und sie zu Jesus führen. Doch weil er Rückschläge erlitten hatte, wurde ihm der Wind aus den Segeln genommen. Die Gabe wurde kalt, das Feuer war am Verlöschen. Ist es nicht ganz ähnlich, wenn ich meine Gaben ruhen lasse, weil mich mein Alltag zunehmend mit Beschlag belegt? Oder wenn ich mit mir selbst so beschäftigt bin, dass es mir gar nicht mehr auffällt, nicht für Jesus zur Verfügung zu stehen? Ich denke z.B. an die Gabe des Gebets. Wer sie hat, kann in ganz besonderer Weise und erhörungsgewisser als andere mit Gott reden. Doch setzen wir die Gabe für Jesus ein, beten die, die diese Gabe haben, anhaltend für andere? Oder nutzen sie die Gabe für sich selbst, um die eigenen Probleme vor Gott auszubreiten? Ich denke auch an die Gabe des Hirtendienstes. Sie besagt, dass man in besonderer Weise die Fähigkeit hat, sich um eine kleine Gruppe von Christen zu kümmern und sie in ihrem geistlichen Wachstum zu unterstützen. Nutzt die, die diese Gabe hat, sie für Jesus? Fragt sie danach, was ihre ihr Anvertrauten bewegt, oder missbraucht sie die Kontakte, um von sich selbst zu erzählen und die anderen mit ihren Ich-Botschaften zu erschlagen? Auch bei der Gabe der Lehre beobachte ich, dass sie leicht an den Rand geschoben wird und verkümmert. Diejenigen, die diese Gabe haben, sind oft ideale Kindermitarbeiter oder Jugendleiter. Doch diese Aufgaben erfordern viel Vorbereitung und Kontinuität. Um anderen etwas von Jesus zu vermitteln, reicht nicht eine Stunde im Monat, da ist Mitleben nötig bis ins Privatleben hinein. So führt es oft dazu, dass die Gabe nicht zum Tragen kommt, weil die Zeit fehlt. Hier werden wir ermutigt, die Gabe nicht einfach ruhen zu lassen, weil der Alltag uns gefangen nimmt, sondern sie auszuüben. Nicht um uns noch eins drauf zu setzen, sondern um uns in Kontakt zu Gottes Geist zu bringen, der uns wie ein Blasebalg neuen Wind zufächert. Denn wir werden Gottes Gegenwart erfahren, der uns Kraft, Liebe und Besonnenheit schenken will. Kraft für unsere Aufgaben, Liebe für die Menschen, die uns anvertraut sind, Besonnenheit, um alles in der richtigen Priorität wahrzunehmen, das schenkt uns Gott. Dieser Geist bringt die erste Liebe zurück, die uns sicher macht: Jetzt aber ist diese Gnade offenbar geworden, als Jesus Christus, unser Retter, auf der Erde erschien. Er hat dem Tod die Macht genommen und das unvergängliche Leben ans Licht gebracht. Cornelia
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