Ein Segen sein (1.Mose 12,1-7)
Gottesdienst am 29.5.2016 in Brombach

Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder,
letzte Woche ging es in unserer Jungscharstunde um Vertrauen zu Gott. In einem ersten Durchgang bekamen die Hälfte der Kinder die Augen verbunden. Sie mussten an Stühlen vorbei gehen, auf denen die andere Hälfte der Jungscharler saß und mit Kräften zu verhindern suchte, dass die blinden Jungscharkinder ihren Weg durch das Stuhllabyrinth fanden. Manche von ihnen konnten erfolgreich zurückgedrängt werden, sie kamen nicht im Ziel an. In einem zweiten Durchgang bekamen die mit den verbundenen Augen eine Assistentin zur Seite, die sie durch die besetzten Stühle lotste. Alle wurden erfolgreich ans andere Ende des Raumes eskortiert. Für die Jungscharler war es am Ende offensichtlich, wie nötig wir einen Lotsen durch unser Leben brauchen, vor allem, wenn wir selbst keine gute Sicht auf die Lage haben.

Dieses Vertrauensspiel war eine gute Anleitung für den Glauben. Sich der Führung Gottes anzuvertrauen, wenn man selbst blind für den richtigen Weg ist, heißt glauben. 

In der Bibel beginnt der Glaubensunterricht auf Seite 12. Nach einer allgemeinen Menschheitsgeschichte mit bildhafter Erklärung, warum die Welt so ist, wie sie ist, zoomt der biblische Bericht auf ein Menschenpaar, Abraham und Sara. An diesem Paar und seiner Geschichte, aber auch an ihrem Ringen mit Gott an den Bruchstellen des Lebens wird sichtbar, was Glauben und Vertrauen bedeutet.

1.Mose 12,1-7

Da sagte der HERR zu Abram: »Verlass deine Heimat, deine Sippe und die Familie deines Vaters und zieh in das Land, das ich dir zeigen werde! Ich will dich segnen und dich zum Stammvater eines mächtigen Volkes machen. Dein Name soll in aller Welt berühmt sein. An dir soll sichtbar werden, was es bedeutet, wenn ich jemand segne. Alle, die dir und deinen Nachkommen Gutes wünschen, haben auch von mir Gutes zu erwarten. Aber wenn jemand euch Böses wünscht, bringe ich Unglück über ihn. Alle Völker der Erde werden Glück und Segen erlangen, wenn sie dir und deinen Nachkommen wohlgesinnt sind.« Abram folgte dem Befehl des HERRN und brach auf, und Lot ging mit ihm. Abram war 75 Jahre alt, als er seine Heimatstadt Haran verließ. Seine Frau Sarai und Lot, der Sohn seines Bruders, begleiteten ihn. Sie nahmen ihren ganzen Besitz mit, auch die Menschen, die sie in Haran in Dienst genommen hatten. So zogen sie in das Land Kanaan, in dem damals noch das Volk der Kanaaniter wohnte. Sie durchquerten das Land bis zu dem heiligen Baum bei Sichem. Dort erschien dem Abram der HERR und sagte zu ihm: »Deinen Nachkommen will ich dieses Land geben!« Da baute Abram dem HERRN einen Altar an der Stelle, wo er ihm erschienen war.

Abraham

Abraham war 75 Jahre alt und kinderlos. Er führte ein eher unspektakuläres Leben mit Sara in Haran, was sollte ihn in diesem Alter noch Neues erwarten? Da spricht Gott zu Abraham. Er fordert Abraham zum Aufbruch auf, obwohl der doch gerade sesshaft geworden ist. Mit seinem Vater war er vor Jahren aus dem weit entfernten Ur nach Haran gezogen. Gott verspricht ihm zudem, dass er mit Sara Nachkommen bekommen sollte, die ein großes Volk werden würden. 

Diese Anordnungen Gottes waren für Abraham sicher erschlagend. Vielleicht wollte er gerade eine Siesta einlegen, als ihn Gottes Stimme aufschreckte. Vielleicht saß er gerade mit einem Feierabendbier vor dem Haus. Wir wissen es nicht. Doch Gott ließ ihn damit nicht allein. Er gab ihm  seinen Segen mit, besondere Worte voller Kraft, die ausdrückten: Gott wollte ihn begleiten und sagte ihm zu, dass er selbst zum Segensträger für andere werden sollte.

Abraham wusste nicht, wo Gott ihn hinführen wollte. Gott gab als Ziel nur vor „ein Land, das ich dir zeigen werde“. Er hatte von Gott keine GPS-Daten bekommen, trug also bildlich gesprochen eine Augenbinde wie die Kinder in der Jungschar.

Der Segen

Gott spricht Abraham seinen Segen zu. Er gibt ihm zu verstehen, dass er von Anfang bis Ende der Wanderung mit ihm sein wird. Abraham muss diesen Weg nicht allein gehen. Seine Frau und die ganze Großfamilie nimmt er mit. Sara wird an seiner Seite bleiben und ihm in unsicheren Zeiten Halt geben. 

Vergleichen wir Abraham mit einer Sonnenblume. Die Sonnenblume ist von Anfang an in fruchtbare Erde gesetzt wie Abraham in seine Familie. Gottes Segen äußert sich darin, dass Abraham nicht allein unterwegs sein muss, sondern in der Gemeinschaft aufbrechen darf. 

Während der Wanderung ist Gott in ständigem Kontakt mit Abraham, und darin wird sein Segen erkennbar. Die Bibel berichtet von Gesprächen zwischen Gott und Abraham, wie wenn zwei Freunde miteinander reden. Es gab auch Zeiten, da sprach Gott nicht mit Abraham, wollte seinen eigenen Kopf durchsetzen, seine eigenen Pläne machen, Gott bei der Einlösung seiner Versprechen unter die Arme greifen. Doch auch aus diesen Sackgassen gab es Wege zurück. Gott zeigte sich Abraham und bewahrte ihn in manchen Fehlentscheidungen. Die Zeit der Wanderung können wir bei der Sonnenblume mit der Periode ihres Wachstums vergleichen. Sie richtet sich immer nach der Sonne aus, ihre Blüte wandert mit dem Sonnenlicht mit. Sie bezieht ihre Lebenskraft aus dem intensiven Licht wie Abraham aus seiner Verbindung zu Gott. 

Abraham wird am Ziel ankommen, er wird das verheißene Land erreichen und wird Kinder haben. Gott steht zu seinem Wort, sein Segen ist nicht nur Zusage, sondern aktive Kraft, die Abraham auf der richtigen Spur hält. Am Ziel angekommen, äußert sich Gottes Segen im Ertrag. Abraham ist ein Segen für andere. Er hat etwas zum Weitergeben, vor allem als Vorbild des Glaubens an Gott. Bis heute ist er ein Segen, denn auch wir können von ihm lernen. Die Sonnenblume wird Sonnenblumenkerne produzieren, die sie nicht für sich behält, sondern aussät, dass neue Blumen wachsen können, Vögel satt werden und wir Menschen unser Brot und Müsli verfeinern. 

Diese drei Dimensionen des Segens gelten auch für uns. Gott spricht uns seinen Segen zu:

  • Wir müssen nicht allein ein Leben mit Gott starten. Wir sind nicht in fruchtbare Erde gesetzt, aber in eine Gemeinde, die uns hilft, am Glauben dranzubleiben.
  • Wir sind eingeladen, mit Gott auch unterwegs in Kontakt zu sein, mit ihm zu reden wie mit einem Freund. Jesus ist die Vermittlungsstelle, die uns mit Gottes Herz verbindet. Wir können ihn um Klarheit und Führung bitten, wo Wege neu oder verschlungen sind, wir die Abzweigung nicht finden oder einfach zu müde sind, um uns zum Weitergehen aufzuraffen.
  • Gott schenkt Ertrag, wir dürfen ein Segen für andere sein. An uns können andere etwas von Gottes Liebe spüren, oft auch, ohne dass wir es merken. Wir können anderen zum Wurzelgrund werden, dass sie Halt finden, um sich auf ein Leben mit Gott einzulassen. Dass sie Nahrung bekommen, wenn sich in ihrem Glaubensleben Durststrecken auftun.
Was uns Abraham lehrt
Von Abraham kann ich lernen, was vertrauender Glaube bedeutet. Ich  werde aus der kuscheligen Sofaecke herausgerufen und auf den Weg auch jenseits der eigenen Vorstellungen und Pläne geschickt.
Gottes Stimme ruft mich oft wie ein Flüstern oder in Zeichensprache. Je näher ich mich in Gottes Gegenwart begebe, bete, in der Bibel lese, mit anderen über den Glauben nachdenke, desto besser kann ich Gott hören. Oft brauche ich Menschen der Gemeinde, die mir bei der Übersetzung von Gottes Zeichen in meine Sprache helfen.

Als Abraham in dem verheißenen Land gelandet ist, Gott ihm begegnete, baute er einen Altar, um Gott die Ehre zu geben und sich selbst an diese Erfahrung zu erinnern. Ich baue keine Altäre der Erinnerung, aber halte meine Erfahrungen fest, damit ich mich an sie in trüberen Zeiten erinnern kann. Wie ein Fotoalbum mit Urlaubsbildern uns die Seele wärmt, wenn draußen der Schneesturm tobt, so sind diese Erinnerungen an Erlebnisse, wo Gott mir ganz nahe war und ich seine Führung erleben konnte.

Wie Abraham möchte ich ein Segen für andere werden, ihnen helfen, dass sie Gottes Stimme hören, sich mit Vertrauen auf ihn einlassen und ihn immer besser kennenlernen. Da will ich gerne mit ganzem Engagement mithelfen.

Abraham lernte Gott sehr persönlich kennen. Wir wissen, dass Jesus auch uns ganz persönlich im Blick hat. Er will mit uns aufstehen, vor die Tür gehen und uns dort unterstützen, damit wir ein Segen für andere sind.

Cornelia Trick


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