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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
So hören wir auch am Ende des Kalenderjahres den Segen Gottes. Uns wird Gottes Gegenwart zugesprochen, wir können mit ihm das Alte abschließen und werden zum Neubeginn ermutigt. Wir haben es nötig, dass unser Glaube an Jesus Christus gestärkt wird. Wir brauchen die Vergewisserung, dass er mitgeht. Wir wollen spüren, dass wir nicht allein sind. So blicken wir jetzt auf das Urgestein des Segens, wie Gott ihn Moses Bruder Aaron gab als Wort für die Kinder Israels: 4.Mose 6,22-27 Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. Denn ihr sollt meinen Namen auf die Israeliten legen, dass ich sie segne. Segen ist wie eine Kordel, die aus drei Bändern geflochten ist. Jedes Band hat seine eigene Bedeutung. Wenn die Fäden vereint sind, geht ihr gemeinsamer Sinn noch über die Summe der drei einzelnen Bedeutungen hinaus. Vielleicht hat für den einen oder die andere eines der Bänder heute eine besondere Bedeutung, vielleicht ist ihr Miteinander für das neue Jahr wichtig. 1. Band: Der Herr segne dich und behüte dich Herausfordernd ist es, dieses Band anzunehmen und sich segnen zu lassen. Stellen wir uns Segen wie einen Regen vor, dann kann man den Regenschirm aufspannen und wasserfeste Kleidung anziehen, um sich Gottes Gegenwart zu entziehen. Ich kann Menschen, Zeiten und Orte meiden, die besonders Gottes Nähe verheißen. Eine Bekannte von mir sagte, gefragt, ob sie mit in den Gottesdienst gehen wollte: „Nein, da gehe ich nicht hin, denn ich muss da immer weinen.“ Ich kann mich um meine Eigenständigkeit sorgen. Wenn ich den Fahrlehrer im Auto mitnehme, besteht die Gefahr, dass er mir ins Steuer greift oder zumindest meinen Fahrstil korrigiert. Mich dem Segen, dem guten Regen Gottes auszusetzen, bedeutet, dass ich meine Hände und mein Herz öffne, meinen Blick erwartungsvoll aufrichte. Ich werde bewusst Menschen kennenlernen wollen, die ihren Weg schon länger mit Gott gehen. Ich werde mir Zeiten freihalten, die nur für die Begegnung mit Gott reserviert sind, sozusagen auf Vorrat. Ich werde Orte suchen, die mich Gottes Nähe leichter spüren lassen, wo ich nicht von meinen Themen gefangen gehalten werde. Und ich werde in mich hineinhören, auf welchen Saiten meiner Seele Gott besonders seine Melodien spielt. Da sind wir ganz unterschiedlich veranlagt und empfänglich. Was für den einen die Musik ist, ist für die andere die Gemeinschaft mit Christen. 2. Band: Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig Jesus Christus sieht an. Viele Geschichten handeln davon, wie er Menschen ansah und ihnen wieder Lebensmut gab. Er blickte auf sie und sah in ihnen Menschen, die wie Schafe ohne Hirten umherirrten. So gab er ihnen konkret Brot zu essen, aber auch Brot für die Seele, er heilte und versöhnte sie. Wo erleben wir Jesu Ansehen und seine Gnade? Wo konkret hat er uns im vergangenen Jahr vergeben, unsere Schulden erlassen, uns beim ersten Schritt über den Graben unterstützt? Ein paar besondere Orte, an denen wir uns von Jesus angesehen wissen dürfen, möchte ich nennen. Da ist das Abendmahl, Jesus sagt sich mir zu in Brot und Wein. Wenn ich einer Schwester im Glauben beichte, wo ich Schuld auf mich geladen habe. Sie spricht mir Gottes Vergebung zu, und ich höre diese Worte, die sie mir mit Vollmacht schenkt. Ich sitze am Krankenbett und höre, wie ein schwer Kranker davon erzählt, wie er sich in aller Not getragen von Gott erfährt – gegen allen Augenschein. Ich lese eine Postkarte, die mir ein alter Mann reicht. Er hat sie vor ein paar Tagen bekommen: „Ich entschuldige mich dafür, was ich Ihnen vor Jahren angetan habe. Heute weiß ich, dass es verkehrt war. Ich hoffe, Sie können mir verzeihen.“ Heute Abend schließen wir das Jahr vor Gottes Augen ab. Gott sieht auch das Fehlerhafte, Misslungene, Unabgeschlossene. Er schaut gnädig darauf und sagt uns zu, dennoch an unserer Seite zu bleiben. Er ermutigt uns zum Bessermachen. 3. Band: Der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden Friede kommt von innen. Aus dem Frieden zwischen Gott und mir wächst der Friede zwischen mir und meiner Umgebung. Der Segen setzt das 3. Band in Bewegung. Wer im Einflussbereich Gottes steht, kann Frieden leben. Die Bewährungsprobe dafür kommt nach dem Segen. Wohin mit Ärger, Wut und Enttäuschung? Gelingt Frieden, der von innen kommt und dem Hass die Luft entzieht? Wahrscheinlich muss Frieden wachsen und reifen, er wird nicht pünktlich nach dem Segenswort eintreffen. Ich brauche die ersten beiden Segensbänder, die Nähe Gottes, Gebet, Ruhe, Fürbitte. Ich brauche Gewissheit, dass Gott für mich kämpft und ich mich entspannen kann. Ich brauche die Erkenntnis, dass Gott mit meinen Gegnern besser umgehen kann als ich. Die drei Bänder miteinander symbolisieren den dreieinigen Gott. Gott, der Vater, behütet uns. Gott, der Sohn, vergibt uns und ist uns gnädig. Gott, der Heilige Geist, schickt uns zum Du, mit dem wir in Frieden leben können. Das Segensband verknüpft mich mit Gott und uns untereinander. Der segnende Christus bevollmächtigt uns, den Segen weiterzugeben, so wie die Lehrerin in Stuttgart ihre Schüler segnete und wir ihn einander zusprechen. „Segnen, das heißt, die Hand auf etwas legen und sagen: Du gehörst trotz allem Gott.“ (Dietrich Bonhoeffer) Cornelia
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