Das Zeichen Gottes
Gottesdienst am 20.03.2011

Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder,
dieser Sonntag heißt im Kirchenjahr „Reminiscere“, das erste Wort von Psalm 25,6 nach der lateinischen Übersetzung. „Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind.“ Gott wird erinnert an seine Zusage, barmherzig zu sein angesichts von Unheil, Sünde und Schuld. Angesichts der verheerenden Situation in Japan, angesichts von Bürgerkriegen und Not in Nordafrika und dem Nahen Osten fliehen wir zu dem, der zugesagt hat, alles in seiner Hand zu halten. Wir erinnern unseren Herrn an seine Barmherzigkeit und Güte, die von Ewigkeit gewesen sind.

Zurzeit Jesu forderte die religiöse Führungsetage ein eindeutiges Zeichen von Jesus, das ihn als von Gott legitimiert ausweisen sollte. Vielleicht erscheint uns diese Bitte heute gar nicht so weit hergeholt. Hätten wir nicht auch gerne ein Zeichen, dass Gottes Barmherzigkeit gilt und nichts uns aus seiner Hand rauben kann? Schauen wir uns an, was Jesus den religiösen Führern antwortete:

Matthäus 12,38-40

Da fingen einige von den Schriftgelehrten und Pharisäern an und sprachen zu ihm: Meister, wir möchten gern ein Zeichen von dir sehen. Und er antwortete und sprach zu ihnen: Ein böses und abtrünniges Geschlecht fordert ein Zeichen, aber es wird ihm kein Zeichen gegeben werden, es sei denn das Zeichen des Propheten Jona. Denn  wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein.

Wir möchten gern ein Zeichen sehen

Die Pharisäer und Schriftgelehrten waren von Jesu Worten stark verunsichert. Jesus hatte ihnen an den Kopf geworfen, dass sie Rechenschaft bei Gott über jedes unnütze Wort ablegen müssten. Ihnen war klar, wer konnte im Gericht bestehen? Doch um Jesus wirklich zu trauen, forderten sie ein unmissverständliches Zeichen. Sie wollten, was Jesus anging, auf Nummer Sicher gehen. 

Das Unglück in Japan stellt uns auch infrage. Wir müssen erkennen, dass wir die Welt nicht beherrschen können, uns nicht über Gott hinweg setzen können, nicht Antwort geben können auf den letzten Sinn des Lebens. Beugen wir uns vor Gott oder fordern wir Zeichen, ob es ihn wirklich gibt, wir ihm vertrauen können, er unsere letzte Rettung ist?

Jesus reagiert auf die Zeichenforderung der Führungsschicht genervt. Er hat so oft betont, dass er selbst Gottes letztes Liebesangebot an die Menschheit ist, was sollen weitere Zeichen beweisen? Ist er nicht Zeichen genug? Er durchschaut den Wunsch nach einem Beweis seiner Gottessohnschaft. Die Pharisäer und Schriftgelehrten wollen nicht wirklich Gott näher kommen, sie wollen sich einfach eine Meinung bilden, im Abstand stehen bleiben und beobachten, wie andere auf Jesus reagieren. Sie sind praktisch Fernsehzuschauer einer Quiz-Sendung: „Gott sucht Mensch“, nach der Sendung wollen sie per Anruf ihre Meinung zu den Kandidaten abgeben. Mitspielen wollen sie nicht.

So wundert es nicht, dass Jesus schroff antwortet und nur das Zeichen des Jona für die Zuhörer bereit hält. Das Zeichen des Jona steht für die Gelehrten für Gottes Willen zur Rettung. Wie Jona 3 Tage im Bauch des Fisches war und danach an Land gespuckt wurde, so wird Gott sich auch um andere Gerechte kümmern und sie nach 3 Tagen retten. Wir verstehen, was Jesus mit diesem Jona-Zeichen meint. Er deutet es auf sich. Wie Jona wird er 3 Tage im Bauch der Erde sein, gestorben für unsere Sünden, um dann von Gott auferweckt zu werden zu ewigem Leben. 

Das Zeichen des Jona ist das leere Kreuz. Kreuz, weil es auf Jesu Tod für uns hinweist, leer, weil Jesus nicht im Tod geblieben, sondern auferstanden ist. KreuzeMit diesem Zeichen drückt Jesus aus: Gott selbst gibt sich in seinem Sohn für Dich hin, er vergibt Dir alle Wege, die Du ohne ihn gegangen bist. Gott selbst verbindet sich mit dir durch Jesus. Seine Auferstehung gilt auch Dir, wenn Du Dich an Jesus hängst. Auch Dein Kreuz wird Dich nicht festhalten, Dein Leben hat Zukunft mit dem auferstandenen Jesus.

Das Zeichen des Jona, das leere Kreuz gilt auch angesichts der Katastrophe in Japan. Die Verkettung von menschenunabhängigem Erdbeben und menschlicher Überschätzung in der Atompolitik ruft zur Umkehr. Wir können die Welt nicht beherrschen, wir laden Schuld auf uns, auch wenn wir es gut meinen. Wir brauchen Jesus, der uns entschuldigt, der mitten im großen Leid dabei ist, weil er es selbst erlebt hat, und der aus dem Leid herausholt ins Leben bei Gott. Das bezeugen die 1,5 % Christen in Japan in diesen Tagen. Dass sie Vollmacht zur Verkündigung des Lebens mitten im Elend haben, darum beten wir hier.

Matthäus 12,41-42

Die Leute von Ninive werden auftreten beim Jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht und werden es verdammen; denn  sie taten Buße nach der Predigt des Jona. Und siehe, hier ist mehr als Jona. Die Königin vom Süden wird auftreten beim Jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht und wird es verdammen; denn  sie kam vom Ende der Erde, um Salomos Weisheit zu hören. Und siehe, hier ist mehr als Salomo. Hier ist mehr

Jesus bringt 2 Beispiele von Menschen, die ihre Zuschauerposition verlassen haben. Die Niniviten lebten weit vom Volk Israel entfernt. Sie waren weder erwählt noch in besonderem Verhältnis zu dem Gott Israels, fielen wohl aber auf durch ihren unmöglichen Lebenswandel. Doch die Ankündigung des Gerichts durch Jona brachte die Bevölkerung und den herrschenden König zum Umkehren. Die Menschen trugen Sack und Asche, der König ordnete Staatstrauer an. Sie hofften auf die Gnade Gottes, dass er sie vor dem anstehenden Gericht doch noch in letzter Minute verschonen würde. 
Die Königin von Saba, reich und einflussreich, hatte von König Salomo, seiner Weisheit und seiner Gottesfürchtigkeit gehört. Sie reiste zu König Salomo, um ihn persönlich kennen zu lernen und seine Weisheit zu testen. Die Bibel berichtet, wie überwältigt sie von Gottes Größe war, die sie bei Salomo erkannte. Lob Gottes und eine demütige Haltung vor Gott waren die Folge. 

Jesus ist mehr als Jona oder Salomo. Er ist Gott selbst, als Mensch zu uns gekommen. Und er stellt uns vor die Alternative. Wollen wir ihn im Abstand anschauen, beurteilen, einsortieren? Oder bewegt er uns zur Umkehr wie die Niniviten, zur Demut wie die Königin von Saba? Werden wir unser Leben in Ordnung bringen, Großes und Kleines unterscheiden lernen, Gottes Güte durch unseren Lebensstil zum Ausdruck bringen? Werden wir jeden Tag als Geschenk entgegennehmen, uns bewusst sein, dass wir Vieles nicht im Griff haben werden und auf Gottes Gegenwart und Barmherzigkeit angewiesen sind? Werden wir unseren Alltag gestalten mit den Aspekten des Teilens, der Freude und Barmherzigkeit?

Matthäus 12,43-45

Wenn der unreine Geist von einem Menschen ausgefahren ist, so durchstreift er dürre Stätten, sucht Ruhe und findet sie nicht. Dann spricht er: Ich will wieder zurückkehren in mein Haus, aus dem ich fort gegangen bin. Und wenn er kommt, so findet er's leer, gekehrt und geschmückt. Dann geht er hin und nimmt mit sich sieben andre Geister, die böser sind als er selbst; und wenn sie hineinkommen, wohnen sie darin; und  es wird mit diesem Menschen hernach ärger, als es vorher war. So wird's auch diesem bösen Geschlecht ergehen.

Gemeinde – bleib dabei!

Um den Ernst seiner Verkündigung zu unterstreichen, erzählt Jesus ein Gleichnis. Die allgemeine Erfahrung wird darin abgebildet: Jeder Rückfall in eine Krankheit ist schlimmer als die erste Phase. 
Die Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu sind von der „ersten Krankheit“ geheilt. Ihnen hat Gott vergeben und sie als seine Kinder angenommen. Sie sind umgekehrt wie die Niniviten und leben in Ehrfurcht vor Gott wie die Königin von Saba.

Jesus spricht jetzt unmittelbar zu uns als Gemeinde. Wenn das Böse aus unserem Lebenshaus ausgezogen ist, dann reicht es nicht, das Haus durch Putzen sauber zu halten. Denn im Handumdrehen wird das Böse wieder da sein, mächtiger als je zuvor. Lassen wir deshalb den neuen Bewohner ins Haus, den Geist Gottes. Er wird unser Lebenshaus bewohnen und ausfüllen, dass für das Böse kein Platz mehr ist. 

Jesus spricht sich hier deutlich gegen eine „Jein-Lösung“ aus. Man glaubt an Gott, man findet alles gut und richtig, was Jesus gesagt und getan hat. Man will sogar selbst Jesus entsprechend leben. Aber so, wie man das öffentliche Schwimmbad im Ort besucht – eigentlich nie. Aber es ist so schön, die Möglichkeit zu haben und sich einzubilden, dass man da schon hingeht, wenn es der Gesundheitszustand erfordert. Jesus ist kein öffentliches Schwimmbad, das wir im Notfall besuchen können. Er ist unser täglicher Begleiter, der uns Kraft, Sicherheit, Zuversicht geben will. Er will unser Zeichen sein, dass nichts – auch nicht die schlimmen Katastrophen dieser Tage – uns von Gottes Liebe trennen kann. Er will uns verändern, dass wir Jesus ähnlicher werden und unser Lebenshaus ihm gemäß eingerichtet wird.

Wie das geschehen kann? Den Heiligen Geist wohnen zu lassen erfordert geistliche Disziplin. Den Sonntag als einen Tag der Ruhe, des Auftankens, des Lernens von Gott zu begreifen, ist ein erster Anfang. Aufgaben zu übernehmen, die Gott die Ehre geben, hilft, ihn im Lebenshaus wohnen zu lassen. Und die Gemeinschaft mit Menschen zu pflegen, die im Glauben unterstützen und helfen, ist notwendig, um dabei zu bleiben. 

Die Welt ist in Unruhe. Manche, wie der Tankstellenmitarbeiter, den ich letzte Woche traf, meinen, 2012 würde die Welt eh untergehen. Wir wissen es nicht und sollen es auch nicht wissen. Aber die Warnung gilt es zu hören: Betrachte die Welt nicht, als wärst du ein Nachrichtensprecher, objektiv, von außen. Bringe vielmehr angesichts der Schrecken dieser Tage dein Leben in Ordnung, lade andere ein, der Güte Gottes zu trauen und sei getrost, nichts kann dich aus der Hand Gottes reißen, dafür steht Jesus ein. Er ist das verlässliche Zeichen vom Himmel.

Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn. (Römer 8,38-39)

Cornelia Trick


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