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Liebe Gemeinde, liebe Schwestern
und Brüder,
![]() Dabei wurde uns auch deutlich, dass Einheit nicht bedeutet, dass alle einer Meinung sind. Gott hat uns unterschiedlich geschaffen, deshalb ist Verschiedenheit geradezu Programm im Leib Christi, der Gemeinde. Die Einheit ist möglich durch den gemeinsamen Bezugspunkt Jesus Christus. Er gibt den Kurs und das Ziel vor. In ständiger Verbindung zu ihm und gemeinsamem Hören auf ihn wird klar, wo die Reise hin geht. Der Apostel Paulus machte reichhaltige Erfahrungen mit Gemeinden, die diese Einheit verloren hatten. In der Gemeinde in Korinth entstanden Spaltungen durch Parteien und unterschiedliche Auffassungen. Die ganze Gemeinde war in akuter Gefahr, das Ziel in weite Ferne gerückt. In der Gemeinde in Ephesus erlebte Paulus Christen, die sich selbst als Mittelpunkt sahen, das Ihre suchten, nicht Christus. Auch hier ruderte die Gemeinde im Kreis, kam nicht vom Fleck, konnte die Aufträge Jesu nicht erfüllen und stand nahe davor zu kentern. So wundert es nicht, dass Paulus seine Lieblingsgemeinde in Philippi warnte, an der Einheit festzuhalten und sie immer wieder zu erarbeiten. Philipper 2,1-5 Paulus nennt vier Lebensäußerungen der Gemeinde, die ihre Grundwerte widerspiegeln. Wir sollten diese Stichworte anschauen und uns selbstkritisch fragen, ob sie bei uns präsent sind und sich in unserem Gemeindeleben äußern. Das ermutigende Wort im Auftrag von Christus Dieses Bibelstudium heißt nicht, sich mit Lieblingstexten zu umgeben und nur sie zur Wirkung kommen zu lassen. Es fällt uns vermutlich leichter, uns auf Jesu Zuspruch, dass er alle Tage bei uns ist, einzulassen, als die Aufforderung gelten zu lassen, die in der Bibel unmittelbar vorausgeht: Machet zu Jüngern! Es ist bequemer, sich am Abend auf dem Sofa eine Decke um die Schultern legen zu lassen, als noch mal das Haus zu verlassen und jemand zu besuchen, der unser Ohr braucht. Es macht mehr Spaß, die vertraute Gruppe zu besuchen, die vertrauten Themen zu behandeln und sich ganz einig in der Gemeinde- und Weltsicht zu sein, als ins Bibelgespräch zu gehen und sperrige Bibeltexte zu uns sprechen zu lassen, die uns ganz klar aufrütteln und infrage stellen. So ist das Wort Christi beides. Es ermutigt, sich immer wieder an Jesus zu wenden und von ihm die Richtung und den Kurs zu erbitten, aber es korrigiert auch, wo wir uns zu wohl in unseren eigenen Gedanken, Weltsichten und Kursfestlegungen fühlen. Für unsere Gemeinde habe ich in dieser Seminarreihe erkannt, dass genau diese Auseinandersetzung mit dem Wort Christi nicht gerade unser Schwerpunkt ist. Wir sind schon zufrieden, wenn 10% von uns stellvertretend die Bibel intensiv studieren. Doch können wir uns damit wirklich zufrieden geben? Gefährden wir durch diese Haltung nicht die Einheit? Führt das nicht zur Immunschwäche und zum Verlust des gemeinsamen Kurses? Der tröstende Zuspruch aus Liebe Merkwürdigerweise gelingt diese Nähe erst, wenn unsere Beziehungen eine gewisse Tiefe erreicht haben. Zu Beginn einer solchen tieferen Beziehung treffen wir uns, teilen uns mit, sagen einander, was uns freut und Sorgen macht. Wir tauschen uns im Hauskreis aus über einen Bibeltext, über ein Thema und wenden es auf unser Leben an. Wir gehen nach zwei Stunden auseinander, nehmen Anregungen mit und setzen bestenfalls etwas davon um. Tiefer wird unsere Beziehung, wenn wir einen gemeinsamen Auftrag ausführen, uns zusammentun, um eine Aufgabe zu bewältigen. Ein Hauskreis bereitet z.B. einen Gottesdienst vor. Es gibt viel zu planen, zu besprechen, am Ende muss einer sich auf die andere blind verlassen können, jeder und jede weiß, wofür er verantwortlich ist, die Gruppe wächst zusammen und gewinnt eine neue Nähe. Das Persönliche rutscht aus dem Blickfeld, Christus und sein Auftrag kommen ins Zentrum, Einheit wird erlebt. Diese Nähe wird noch intensiver in der Leidensgemeinschaft, wenn jemand in eine schwierige Situation geraten ist und die anderen mittragen, wenn in anderen Teilen der Welt Verfolgung droht und die Gemeinde zusammenhalten muss. Das kann nur geschehen, wenn Christus für alle greifbar in der Mitte ist und das Ruderboot fest auf Kurs hält. Sind wir bereit, uns einander zu öffnen und anzuvertrauen? Können wir Gefühle der Rivalität und Konkurrenz besiegen, weil wir einander als vor Jesus gleich Geliebte wahrnehmen? Vertrautheit braucht Zeit, will sich bewähren und in besonderen Situationen erprobt sein. Wenn wir unseren gemeinsamen Auftrag stärker wahrnehmen, weniger auf uns und unsere Bedürfnisse schauen, sondern auf das, was Jesus mit uns bewirken will, wird es uns leichter fallen, in eine Richtung miteinander zu gehen, Erfahrungen miteinander zu sammeln und Probleme miteinander zu bewältigen. Tröstender Zuspruch geschieht häufig in Mitarbeiterteams oder zwischen Menschen, die Ähnliches erlebt haben. Sie können sich besonders in die Situation derer hineinversetzen, die Trost brauchen. Sie können glaubhaft rüberbringen: „Ich weiß, wovon du redest!“ Wer braucht unseren tröstenden Zuspruch, dass er wieder gerne das Ruder zur Hand nimmt und mit neuer Zuversicht dem Ziel entgegenrudert? Die Gemeinschaft durch den Heiligen Geist Natürlich träumen wir alle von der idealen Gemeinde ohne Spannungen, dieses Ideal treibt uns an, lässt uns unterwegs bleiben und nie zufrieden mit dem Ist-Zustand bleiben. Doch erreichen werden wir das Ideal nicht, denn eigentlich müsste an unserer Kirchentür stehen: „Fehlerlose Menschen sind hier nicht richtig, diese Gemeinde ist eine Zuflucht für Menschen mit Fehlern, Schuld und Macken, die Gottes Erbarmen brauchen und die sich weiterentwickeln wollen.“ Jeder, der sich fehlerlos fühlt oder weniger fehlerhaft als andere, stört die Einheit. Er stellt das fehlerlose Ich in die Mitte, nicht Jesus Christus. Er rudert nach dem eigenen Kurs, nicht nach dem, den Jesus vorgibt. Herzliches Erbarmen Hautnah erfahren können die Menschen um uns herum Gemeinde, wenn sie sich denen zuwendet, die Hilfe brauchen. Sie erleben die Hospizhelferinnen der Gemeinde an den Betten der Sterbenden, sie erfahren Seelsorge in persönlichen Gesprächen, sie bekommen Entlastung, wenn Kindergruppen ihnen Freiräume ohne Kinder verschaffen. In unserem Gemeindeseminar zu den Grundwerten der Gemeinde stellten wir fest, dass es auf diesem Gebiet durchaus noch Handlungsbedarf gibt. Unser Hören ist gefragt, wo Menschen in unserem Umfeld unser Erbarmen brauchen. Paulus wünscht sich von der Gemeinde Philippi, dass sie einmütig, in Eintracht beieinander ist. Eintracht fällt einem nicht in den Schoß, sondern ist harte Arbeit. Vielleicht ist unser Frankfurter Fußballverein „Eintracht Frankfurt“ gerade ein gutes Bild dafür. Die Eintracht ist stark abstiegsgefährdet, das hat viele Gründe, einer davon – aus meiner Sicht einer der wichtigsten, ist, dass die Eintracht in der Mannschaft schleichend verloren ging. Nun gibt es einen neuen Trainer, der die Hoffnung aufkommen lässt, dass mit viel Training und einem neuen Kopf die Eintracht gerettet werden kann. Wir haben den besten Trainer, den man sich wünschen kann, Jesus Christus. Er ist unser Kopf, er hat ständig neue Trainingsideen, und er ist niemals ausgelaugt, ohne Ideen, ohne Ziel. Aber er erwartet von uns, dass wir mitmachen, dass wir uns auf ihn einlassen und alles geben. Sind wir bereit, Gott zu lieben, andere zu Christus einzuladen, Gemeinde so zu gestalten, dass junge Christen aufgenommen werden können, sind wir verantwortungsvoll für unser persönliches Wachsen und bereit zum Dienst an der Welt? Können wir dazu Ja sagen, dann werden wir das Ruderboot mit Gottes Hilfe und Jesu Leitung zum Ziel bringen – und unterwegs jede Menge Menschen mitnehmen, die auch noch in diesem Boot Platz haben. Cornelia
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