Gottesdienst am 4.3.2018
in Brombach
Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
vor drei Wochen saß
ich in einem Vortrag. Es ging darum, wie wir Freiräume in unserem
Leben für Gott einräumen konnten. Die Referentin begann mit einem
ganz normalen Tag in ihrem Leben, gehetzt unterwegs, quengelnde Kinder
auf der Rückbank des Autos, ständige Beschallung. Völlig
erschöpft kam sie zuhause an und stellte fest, dass es so nicht weitergehen
konnte. Wie sie ihre Situation beschrieb, fühlte ich mich voll ertappt.
Zwar quengeln keine Kinder mehr auf der Rückbank, aber ich kenne diese
Antreiber nur zu gut, die einen nicht zur Ruhe kommen lassen und ständig
beschäftigt halten. Als wir uns nach dem Vortrag über das Gehörte
unterhielten, stellte ich fest, ich war nicht allein, vielen ging es genauso.
Ist es gut, dass wir nicht
zur Ruhe kommen? Lässt sich Gott erleben, wenn wir ihm die Zeit einräumen,
die wir am Automaten zum Lösen eines Fahrscheins brauchen? Sollte
Gott uns mitten im Trubel ein wunderschön verpacktes Geschenk vor
die Nase halten, würden wir die Muße haben, es auszupacken?
Leider genügt es ja
nicht, einen guten Vortrag zu hören, die Umsetzung muss folgen, und
die ist schwer.
Jesus sammelte seine Freunde
und Neugierige um sich auf einem Berg fernab des Alltags. In anderer Umgebung
ermöglichte er ihnen einen neuen Blick auf ihr Leben, aber auch auf
ihn. Ins Zentrum seiner Berg-Unterhaltung mit seinen Jüngern stellte
er die Beziehungspflege. Eine gesunde Beziehung zu Gott schützt davor,
sich im Alltag zu verlieren und den Weg zu verfehlen, der hinter Jesus
herführt.
Ich stelle mir vor, Jesus
lädt uns zu einem Wellness-Tag ein. Er will unser Herz berühren,
uns seine Liebe spüren lassen. Er will unsere gehetzten Seelen und
verkrusteten Lebensgeschichten in seine Nähe holen und uns Lust zur
Veränderung machen. Er zeigt uns Übungen auf, die uns leicht
und selbstverständlich Jesus erfahren lassen.
Matthäus 6,1-18 in
Auswahl
Hütet euch: Stellt
nicht vor den Menschen zur Schau, was für ein frommes Leben ihr führt.
Sonst habt ihr keinen Lohn mehr zu erwarten von eurem Vater im Himmel.
Wenn du also einem armen Menschen etwas gibst, häng es nicht an die
große Glocke! So verhalten sich die Scheinheiligen in den Synagogen
und auf den Straßen, damit die Leute sie bewundern. Amen, das sage
ich euch: Sie haben damit ihren Lohn schon bekommen.
Wenn ihr betet, macht
es nicht wie die Scheinheiligen: Sie stellen sich zum Beten gerne in den
Synagogen und an den Straßenecken auf – damit die Leute sie sehen
können. Amen, das sage ich euch: Sie haben damit ihren Lohn schon
bekommen. Wenn du betest, geh in dein Zimmer und verriegel die Tür.
Bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Und dein Vater, der auch
das Verborgene sieht, wird dich dafür belohnen.
Wenn ihr fastet, macht
kein leidendes Gesicht wie die Scheinheiligen. Sie vernachlässigen
ihr Aussehen, damit die Leute sehen, dass sie fasten. Amen, das sage ich
euch: Sie haben damit ihren Lohn schon bekommen! Wenn du fastest, salbe
deinen Kopf und wasche dein Gesicht! Und dein Vater, der auch das Verborgene
sieht, wird dich dafür belohnen.«
Jesus spricht drei Übungen
an, die wir durchaus kennen und erwarten. Man könnte sie so verstehen:
Gott verlangt von uns Opfer, also spenden wir. Er will unser Leben bestimmen,
also sollten wir beten und auf seine Weisungen hören. Er will das
Wichtigste im Leben sein, deshalb fasten wir, um alles, was uns von ihm
ablenkt, zu meiden.
Doch schauen wir genauer
hin, öffnet uns Jesus den Horizont. Diese Verhaltensweisen sind keine
Instrumente, um Punkte bei Gott zu sammeln. Wir haben keine Treuepunkte-Karte,
für die wir pro Fastentag oder pro Spende einen Treuepunkt bekommen.
Bei genügend Treuepunkten winkt eine Prämie, eine Gebetserhörung
oder der Freifahrtschein in den Himmel. Nein, Jesus redet hier von Beziehungspflege.
Denn ganz im Geheimen, ohne dass die anderen etwas davon mitbekommen müssen,
geht es nur um eine Zeit mit Gott.
Geben
Ich gebe, weil ich dankbar
für alles bin, was mir Gott geschenkt hat. Mein Leben ist dadurch
so voll, dass ich weitergeben kann.
Ich gebe, weil ich Gott
vertraue. Was ich dem Bedürftigen schenke, wird mir nicht die Lebensgrundlage
wegnehmen. Gott sorgt auch für mich, er lässt mich nicht verhungern.
Ich gebe, weil ich Gottes
Willen zu meinem mache. Wie er das Elend ansieht und hilft, so fällt
mir das Elend anderer auch aufs Herz und motiviert mich zum Handeln.
Beten
Jesus konzentriert sich
hier auf eine ganz persönliche Begegnung mit Gott. Er malt eine Auszeit
vor Augen, einen Stille-Raum mitten in einem geschäftigen Alltag.
Da haben nur Gott und ich Platz. Es geht um seine Sicht auf mein Leben
und um meine Anliegen, die ich ihm sage. Vielleicht wie bei einem Telefongespräch,
wo man den Hörer ins andere Zimmer mitnimmt, damit keiner zuhört.
Jesus redet hier nicht
von Gebetsgemeinschaften, auch die haben ihren Sinn. Im Stille-Raum brauchen
wir manchmal Verstärkung, Ermutiger, Ideengeber, Mitbeter. Aber Jesus
hält uns durchaus den Spiegel vor Augen. Manche Gebete spulen wir
ab, wir nehmen uns nicht die Zeit, den Telefonhörer mit ins andere
Zimmer zu nehmen. Wir sprechen ein paar Sätze Gott auf den Anrufbeantworter
und sind froh, wenn er keine Rückfragen stellt.
Fasten
Fasten hat hier die Bedeutung,
dass wir frei für Gott werden. Wir schaffen uns im Kopf und im Bauch
Freiraum von unseren Gedanken und Gewohnheiten. Durch Mangel werden die
wichtigen Dinge in unserem Leben neu sortiert. Unsere Seele kann sich regenerieren,
wenn wir weniger Dinge, Termine und Projekte am Laufen halten.
Sehr viel wird sich in
unserem Leben tun, wenn wir das Wellness-Programm Jesu eine Zeit lang konsequenter
leben, abgeben von unserer Fülle, uns die Zeit gönnen, mit Gott
zusammen zu sein und unsere Lebensführung verschlanken.
Jesus bietet nun die konkrete
Anwendung für unsere Erfahrungen mit diesen geistlichen Übungen.
Er nennt zwei Themen: Geld und Sorgen. Beides zeigt nach Jesu Aussagen,
wie weit wir Gott vertrauen können.
Matthäus 6,19-32 in
Auswahl
»Häuft keine
Schätze auf der Erde an – wo Motten und Würmer sie fressen und
wo Diebe einbrechen und sie stehlen. Sondern häuft euch Schätze
im Himmel an – wo weder Motten noch Würmer sie fressen und wo keine
Diebe einbrechen und sie stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da wird auch
dein Herz sein.
Darum sage ich euch: Macht
euch keine Sorgen um euer Leben – was ihr essen oder trinken sollt. Oder
um euren Körper – was ihr anziehen sollt. Ist das Leben nicht mehr
als Essen und Trinken? Und ist der Körper nicht mehr als Kleidung?
Macht euch also keine
Sorgen! Fragt euch nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken?
Was sollen wir anziehen? Um all diese Dinge dreht sich das Leben der Heiden.
Euer himmlischer Vater weiß doch, dass ihr das alles braucht.
Geld dient zur Absicherung
des Lebens. Es ist wichtig, um den Alltag zu gestalten, genug zu essen
kaufen zu können und den Rücken frei zu haben. Wir sind eben
doch keine Lilien auf dem Feld, die nichts brauchen außer Erde, Wasser
und Sonne. Wir sind auch keine Vögel, die den ganzen Tag Zeit haben,
um ihre Würmer zu finden. Kümmern müssen wir uns um unser
Auskommen.
Geld kann für uns
auch eine Bestätigung sein. „Das haben Sie gut gemacht!“, sagt der
Chef und verbindet es mit einer Lohnerhöhung. Der monatliche Gehaltszettel
sagt mehr, als dass wir unsere Miete zahlen können. Er zeigt uns,
dass wir wichtig und gebraucht sind und das von der Firma und unserem Arbeitgeber
anerkannt ist.
Geld gibt uns die Chance,
Anderen Gutes zu tun. Wie beglückend ist es, jemand ein Geschenk zu
machen, einer etwas zu finanzieren, das sie allein nicht bezahlen kann,
mit der Spende eine wirklich gute Aktion zu unterstützen.
Jesus hatte sicher nichts
gegen diese Sicht auf Geld. Aber er nahm wohl schon damals wahr, das Geld
zu einem Gott werden kann, der das Leben bestimmt. Am eindrücklichsten
hat das für mich Walt Disney in der Figur des Dagobert Duck eingefangen
– jeden Tag badet er in seinem gespeicherten Geld, nichts ist ihm wichtiger,
als Geld beisammen zu halten und mehr davon zu bekommen, seine Mit-Enten
benutzt er, um seinen Reichtum zu vergrößern.
Übertragen auf uns
bedeutet es:
-
Die Gedanken kreisen um Geld,
Vermehrung, Anlage, Angst vor Verlust.
-
Ich beurteile Menschen nach
ihrem Vermögen und umgebe mich mit solchen, denen Geld wichtig ist.
-
Ich gehe davon aus, dass mir
mein Geld zusteht, ich es verdient habe im Gegensatz zu anderen, die selbst
schuld sind, wenn sie arm bleiben.
-
Ich bin nicht freigiebig,
meine Mitmenschen würden mich als geizig bezeichnen.
-
Ich fühle mich mit Geld
sicher, Geld dämpft meine Lebensangst.
-
Wenn mein Geld weg ist, bricht
meine Welt zusammen.
Was hilft in Jesu Augen? Wohl seine geistlichen Übungen:
-
Geben, mich vom Geld trennen
und es anderen Projekten, konkreten Menschen, Gott zukommen lassen. Wer
von sich weiß, dass ihm das nicht schwerfällt, hat sicher keine
Probleme mit dem Thema. Wer aber ehrlich gegenüber sich selbst feststellt,
dass ihm die Projekte immer zu unsolide wirken, er Angst hat, sein Geld
zum Fenster rauszuwerfen, der braucht Jesu Unterstützung. Das geschieht
am einfachsten im
-
Gebet. Zeit mit Gott zu verbringen,
über ein Bibelwort beim Spazierengehen nachdenken, ein Kapitel der
Bibel studieren, Lieder singen oder hören öffnet für Gottes
Gegenwart. Da bekomme ich einen neuen Blick darauf, dass mein Leben unverdient
ist, mein Geld nicht meine Leistung, sondern zuerst Geschenk Gottes ist.
Dass mein Fundament niemals Geld sein kann, denn es vergeht.
-
Die Offenheit in der Gemeinschaft
mit Gott kann unterstützt werden durch Fasten. Damit meine ich nicht
zuerst, die Süßigkeiten oder den Alkohol ein paar Wochen einzuschränken,
sondern eine Lebenshaltung der Bescheidenheit einzunehmen. Ich muss nicht
immer mehr haben, ich muss mich nicht im Karussell des Erfolgs mitdrehen.
Ich kann aussteigen, auf eine Beförderung verzichten, in Teilzeit
gehen, mein Freizeitprogramm abspecken.
Wenn der große Zusammenbruch
kommt, ist das auch auf einmal alles möglich und nötig. Warum
erst, wenn ich zusammengebrochen bin?
Auch die Sorge ist ein
Prüfstein, ob wir verstärkt geistliche Übungen brauchen.
Kein Mensch lebt ohne Sorge. Auch Jesus sorgte sich und sorgte für
seine 12 Jünger drei Jahre lang und sogar über seinen Tod hinaus.
Sorge ist ein Zeichen von Mitgehen, Mitfühlen, verantwortlich für
den Anderen sein. Doch Sorge wird zur Schlinge, die den Hals zuzieht, wenn
sich mein Leben nur noch um Ängste dreht:
-
Angst ums Leben
-
Angst um meine Lieben
-
Angst um die Zukunft der Welt
-
Angst vor meinem Versagen.
Das alles haben wir nur zum
Teil selbst in der Hand, unsere Ängste ändern nichts. Wir sind
abhängig von Dritten, abhängig von der Großwetterlage und
von Zufällen.
Jesus sagt, wir können
diese Sorgen loslassen und vertrauen, dass Gott unser Leben sieht und uns
in seiner Hand hält. Er ist der Gute Hirte, der uns auch durch tiefe
Täler führt.
Geistliche Übungen
helfen:
-
Geben: Mein Bestes will ich
geben, dass Leben gelingt.
-
Beten: Auszeiten will ich
nutzen, aufatmen, Sorgen mit anderen teilen, dass sie leichter werden,
das Gute und die Fürsorge Gottes wieder neu wahrnehmen.
-
Fasten: Meinen Lebensstil
ausdünnen, meine Baustellen reduzieren, nicht überall dabei sein
müssen und nicht zu viel Zeit mit Zunkunftsplanung zubringen, sondern
Gott vertrauen.
Es hilft, einen Schritt zur
Seite zu treten und meine Ängste von außen wahrzunehmen. Da
werden sie oft viel kleiner. Statt zu grübeln, ein gutes Buch lesen,
statt allein mit den Ängsten zu bleiben, Freunde besuchen. Statt verkrampft
vor dem Fernseher zu sitzen, einen entspannten Spaziergang machen und die
Gemeinde treffen.
Ausgangspunkt für
das Entdecken von Jesu genialen Übungen, um mit ihm unterwegs zu bleiben,
war die Wahrnehmung, dass man in der Tretmühle des Alltags leicht
die Verbindung mit Gott verliert.
Jesus bietet Hilfe an und
er gibt uns abschließend einen wichtigen Hinweis:
Matthäus 6,33-34
Strebt vor allem anderen
nach seinem Reich
und nach seinem Willen
–
dann wird Gott euch auch
das alles schenken.
Macht euch also keine
Sorgen um den kommenden Tag –
der wird schon für
sich selber sorgen.
Es reicht, dass jeder
Tag seine eigenen Schwierigkeiten hat.
Cornelia
Trick
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