Gottesdienst am 25.12.2007
Liebe Weihnachtsgemeinde,
auf einer Postkarte, die
ich zu Weihnachten bekam, war eine Krippenszene als Karikatur zu sehen:
Maria und Josef standen an der Krippe und betrachteten das Jesuskind entzückt.
Ein paar Hirten standen auf der anderen Seite der Krippe. Auch sie lächelten
auf das Kind herab. Einer von ihnen hatte eine Sprechblase, in der stand:
"Dieses Kind wird euer Leben ganz schön verändern.", worauf Maria
antwortet: "Euer Leben auch!". Die Hirten auf der Karte geben eine Allerweltsweisheit
wieder. Ein Kind stellt die Welt auf den Kopf und verändert zuerst
die Eltern. Maria sagt die Weltenwende an, dieses besondere Kind krempelte
die Welt komplett um.
Tatsächlich lässt
sich Weihnachten nicht auf ein fröhliches, gemütliches Familienfest
reduzieren, sondern bedeutet Weltenwende. Der Zeitstrahl der ganzen Weltgeschichte
wird geteilt in ein Vorher und Nachher, vor Christus und nach Christus.
Dieses Datum bezieht sich erstaunlicherweise nicht auf die Auferstehung,
sondern auf die Geburt Jesu.
Paulus schrieb der Gemeinde
in der Provinz Galatien einen Lehrbrief, keine Weihnachtspostkarte. Doch
sogar in diesem Lehrbrief notiert er den Zeitpunkt der Weltenwende, das
kalendarische Jahr 0 unserer Zeitrechnung:
Galater 4,4-7
Als aber die Zeit erfüllt
war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz
getan, damit er die, die unter dem Gesetz waren, erlöste, damit wir
die Kindschaft empfingen. Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist
seines Sohnes gesandt in unsre Herzen, der da ruft: Abba, lieber Vater!
So bist du nun nicht mehr Knecht, sondern Kind; wenn aber Kind, dann auch
Erbe durch Gott.
Als die Zeit erfüllt
war...
Vor Weihnachten hatten die
Menschen keinen direkten Draht zu Gott. Sie brauchten eine Vermittlung,
wie man zu Beginn des Telefonzeitalters das "Fräulein vom Amt" brauchte,
um mit dem anderen Gesprächsteilnehmer verbunden zu werden. Das Volk
Israel bekam von Gott sein Gesetz als Vermittlung. Dieses Gesetz enthielt
Gottes Willen und ließ das Volk wissen, wie es dauerhaft in Kontakt
zu Gott bleiben konnte. Alle anderen Menschen hatten solch ein Gesetz in
Form ihres Gewissens und ihrer religiösen Bräuche. Sie wussten
nichts von dem lebendigen Gott, der sich zuerst Israel offenbarte, doch
sie kannten die Grenzen des Menschen und empfanden Ehrfurcht vor einer
göttlichen Kraft in ihrem Leben, der sie noch keinen richtigen Namen
geben konnten und die sie gnädig zu stimmen versuchten.
Paulus führt nun in
seinem Lehrbrief aus, dass das Gesetz und die Mächte der Welt hingeführt
haben zu Jesus. Er vergleicht sie mit einem Erzieher, der das Kind, das
einmal ein großes Anwesen erben sollte, vorbereitete auf den Antritt
des Erbes und vor Dummheiten bewahrte. Nun, so stellte Paulus fest, war
die Zeit gekommen, dass der Erzieher seine Aufgabe beendet hatte und entlassen
wurde. Es war Weihnachten geworden. Gott schickte seinen Sohn in die Welt,
den einen Erben, der ganz nach seinem Willen lebte und handelte, der von
ihm als Sohn abstammte und das verwirklichte, das Gott für alle Menschen
ursprünglich vorgesehen hatte.
Damit stellt Paulus vier
Punkte fest:
-
Der Sohn Gottes stammt von
Anfang an von Gott ab. Er hat sich nicht erst durch ein vorbildliches Leben
oder durch Gottes Adoption zu Gottes Sohn entwickelt.
-
Die Verbindung des Vaters
zu seinem Sohn ist durch Liebe qualifiziert, die das Wesen des Heiligen
Geistes ausmacht.
-
Der Sohn hat jederzeit den
direkten Draht zum Vater. Das kommt auch durch die Anekdote zum Ausdruck,
als der 12-jährige Jesus auf einem Fest in Jerusalem Maria und Josef
verloren ging. Er war dort, wo sein himmlischer Vater war, dort, wo seine
eigentliche Heimat war, im Tempel.
-
Die Mächte dieser Welt
haben keine Macht mehr über Jesus. Weder konnte König Herodes
dem Baby Jesus in Bethlehem etwas anhaben, noch später der Teufel
in der Wüste Jesus aus Gottes liebender Hand reißen. Jesus gehört
zu Gott und bleibt bei ihm.
Als die Zeit erfüllt
war, wurde der Erzieher entlassen und Jesus kam, um Menschen zu gewinnen,
mit ihm zu Kindern Gottes zu werden, mündig zu werden durch den Heiligen
Geist und Verantwortung zu übernehmen in Gottes Welt. In der Weihnachtsgeschichte
waren es Maria und Josef, die Hirten und Weisen, Hanna und Simeon, die
sich von Jesus in die Gottesbeziehung einladen ließen. Herodes, der
Wirt, von dem wir in der Bibel nur indirekt erfahren, und die Zuschauer,
die Hanna und Simeon eine Woche nach der Geburt im Tempel beobachteten,
blieben weiter in der Gewalt des Erziehers, der sie mit Drohgebärden
in ein Gefängnis der Angst einschloss.
Weil ihr nun Kinder seid,
hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsere Herzen ...
Mit Jesu Geburt ist ein neues
Zeitalter angebrochen. Nun ist jeder und jede mit Gott durch den Heiligen
Geist verbunden, der und die sich Jesus anvertraut. Fast könnte man
diese Beziehung mit einem Chat per ICQ vergleichen. Jesus klopft an, an
meinem PC leuchtet ein kleines Dialogfenster auf: "Hi Cornelia, fürchte
dich nicht, ich will dein Bestes. Wenn du zu Gott gehören willst,
füge mich doch auf deine Chat-Liste hinzu. Dann können wir jederzeit
kommunizieren."
Ich kann Jesus ablehnen.
Vielleicht sage ich Nein zu ihm, weil ich "Jesus" nicht kenne und skeptisch
gegenüber Fremden bin. Vielleicht sage ich Nein, weil ich die angesagten
Leute spannender finde, mich lieber in meinem Gefängnis der Mächte
dieser Welt aufhalte, als in die Freiheit zu gehen. Vielleicht sage ich
Nein, weil ich glaube, dass ich mein Leben selbst am besten im Griff habe
und mir schon nichts passieren wird.
Aber ich kann auch annehmen
und Ja sagen. Dann werde ich es erfahren, dass Jesus sich wirklich um mich
kümmert, dass er mir bei der Arbeit Gottes Weisheit schenkt, dass
er mir in meinem Beziehungschaos Auswege eröffnet und Knoten löst.
Dann sind es nicht mehr die langen Vermittlungswege über ein "Fräulein
vom Amt" oder die Postkutsche im Wilden Westen, die mich in Kontakt zu
Gott bringen, sondern die Kommunikation in Echtzeit hier und heute durch
den Geist.
Doch dieses neue Zeitalter
der Kommunikation mit Gott in Echtzeit bedeutet ja nicht nur Reden miteinander
über dies und das, sondern es ist das Zeitalter der Veränderung.
Jesus nimmt mit seinem Geist direkten Einfluss auf mein Leben. Aus einem
Kleinkind, das abhängig war vom Wohl und Wehe eines Erziehers mit
dem Stock ist ein Weihnachtsmensch geworden, ein mündiges Kind Gottes,
das Verantwortung tragen soll in Gottes "Firma".
Der Heilige Geist wirkt
So heißt es in der Weihnachtsbotschaft,
dass Gottes Friede in diese Welt kommt. Offensichtlich ist es nicht der
politische Friede, auf den wir bis zur neuen Welt warten müssen. Es
ist ein Friede, der in den Weihnachtsmenschen selbst beginnt und sich in
drei Dimensionen auswirkt:
-
Geistlicher Friede: "Nachdem
wir nun aufgrund des Glaubens bei Gott angenommen sind, haben wir Frieden
mit Gott. Das verdanken wir Jesus Christus, unserem Herrn."
(Römer
5,1)
-
Emotionaler Friede: "Der
Friede, den Christus schenkt, soll euer ganzes Denken und Tun bestimmen."
(Kolosser
3,15) Gott ist nun wie ein Schiedsrichter in unserem Inneren. Er schlichtet
die Zerrissenheit in uns, die verschiedenen Stimmen, die gegeneinander
die Vorherrschaft übernehmen wollen. Er sorgt dafür, dass wir
Probleme lösen und sie nicht einfach beiseite legen, um von ihnen
weiter verfolgt zu werden.
-
Beziehungsfriede: "So weit
es möglich ist und auf euch ankommt, lebt mit allen in Frieden." (Römer
12,18) Der Friede in unseren mitmenschlichen Beziehungen beginnt mit
dem Frieden mit Gott durch Jesus, aber er äußert sich in unserem
Umgang mit anderen. Nur wenn er sich bis in unsere Beziehungen auswirkt,
wächst unsere Lebensqualität und wir können erfahren, dass
Weihnachtsfriede bei der Krippe beginnt und auch in uns angeht.
Weihnachten eröffnet
ein neues Zeitalter. Der Himmel steht offen, zwar noch nicht dauerhaft
sichtbar, doch für die, die zu Jesus gehören, jederzeit erfahrbar
wie im ICQ-Chatroom, der von Jesus jederzeit auf Empfang geschaltet ist.
Weihnachten - kein Fest, das übermorgen endet, sondern das weitergeht
und weiterführt.
Lukas 2,20
"Und
die Hirten gingen wieder zurück in ihren Alltag und priesen und lobten
Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten."
Cornelia
Trick
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