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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Dafür hat Gott seinen Sohn Jesus Christus geschickt. Er ist Perlensucher geworden. Auf seinem Weg von der Krippe bis zum Kreuz entdeckte er viele Perlen, die bis zur Unkenntlichkeit abgetaucht waren. Er wollte sie alle hochheben, reinigen und sie wieder in Gottes Licht erstrahlen lassen. Viele dieser gefundenen Perlen haben Jesus herbeigesehnt. Sie waren sich ihrer Schmutzschicht nur allzu bewusst. Einige haben sich aber auch darin wohlgefühlt, sie wollten sich nicht aufheben und reinigen lassen. Sie zwang Jesus nicht, sich von ihm finden zu lassen. Wie Jesus mit den kostbaren Perlen umging, beschreibt ein kurzer Abschnitt im Matthäusevangelium. Jesus redete mit seinem Vater im Himmel und zu Menschen, die um ihn herum waren. Er wirkt dabei wie herausgenommen aus der Alltagssituation. Vielleicht stand er auf einer Anhöhe. Dort war er Gott besonders nahe, und er hatte die Übersicht über Menschen, die auf den Wegen mühsam und mit viel Gepäck beladen vorankamen. Matthäus 11,25-30 Jesus lobte Gott trotz Misserfolgen. Unmittelbar davor zog er Bilanz aus seiner Zeit in mehreren galiläischen Städten. Trotz seiner Wunder und seiner Begegnungen mit vielen Menschen in diesen Städten blieben die Leute blind für Gottes Liebe. Sie wollten lieber so weitermachen wie bisher, ihre Lasten selbst tragen und mit ihren Sorgen allein zurecht kommen, als sich Jesus anzuvertrauen. Jesus verließ diese Städte und schüttelte buchstäblich den Staub der Straßen von seinen Füßen. Sie wollten Gottes Liebe nicht annehmen und mussten mit den Konsequenzen leben. Gott würde sie am Tag des Gerichts nicht kennen. Jesus stimmt nach diesen Erfahrungen ein Loblied auf Gott an. Auch wenn Menschen sich Gott gegenüber verschließen, bleibt er seiner Zusage treu. Er fordert keine menschlichen Voraussetzungen für seine Zuwendung, sondern nur die offenen und bedürftigen Herzen und Hände, die sich ihm entgegenstrecken. Deshalb ist Jesus besonders zu den Armen und Bedürftigen gekommen, zu den unmündigen Kindern und Außenseitern der Gesellschaft. Die Städte haben sich ihm gegenüber verschlossen, aber die Armen auf den Straßen haben ihr Herz für Jesus geöffnet. Der Evangelist Matthäus zieht die Linie aus bis zu uns. Jesus, der Christus, hat sich seiner Gemeinde angenommen. Jeder und jede, die zu ihm gehört, ist einer oder eine dieser Armen und Unmündigen, denen sich Gott in Jesus Christus annimmt. Dabei spielt es keine Rolle, welche gesellschaftliche Stellung wir innehaben und wie dick unser Portemonnaie ist. Entscheidend allein ist unsere Haltung vor Gott, ob wir mit leeren Händen vor ihm stehen und alles von ihm erwarten. Ob wir uns bewusst sind, dass wir ihn brauchen, um gerettet zu werden aus dem Matsch unseres Lebens. Dass wir nur durch Jesus wieder die kostbare Perle werden, als die Gott uns geschaffen hat. So bringt schon der erste Satz Jesu zum Nachdenken: Bin ich so bedürftig, dass ich alles von Gott erwarte? Öffne ich mein Herz, dass er es reinigt und verändert? Ist Jesus die Mitte meines Lebens, und hat er mehr zu sagen als andere Stimmen? Jesus ist das entscheidende Bindeglied zwischen Himmel und Erde. Von daher macht sein Standpunkt auf einer Anhöhe auch Sinn. Er gehört zu Gott und bildet mit dem Vater im Himmel eine Einheit. Der Vater steht für den Sohn ein und der Sohn für den Vater. Jesus zeigt, wie Gott ist. Er bringt Gottes Barmherzigkeit zum Ausdruck, seinen Willen zu retten und nicht zu vernichten, sein Warten auf Umkehr. Er vermittelt Gottes Geist, der es ermöglicht, mit Gott Kontakt aufzunehmen und mit ihm verbunden zu sein. Ohne Jesus bleibt Gott für uns im Abstand. Wir bleiben bildlich gesprochen vor der Eingangstür stehen und können höchstens hier und da einen Blick durch ein Fenster ins Innere werfen. Jesus schließt die Eingangstür auf und heißt uns willkommen. Er lässt uns schon heute mit Gott wie mit einem Vater oder einer Mutter reden. Er lässt uns als Familienmitglieder in Gottes Haus hinein. Welch ein Unterschied zum Draußenbleiben. Manchmal fällt in einem Gespräch der Satz: „Wir glauben doch alle an den gleichen Gott.“ Da frage ich dann nach: „Wie ist denn der Gott, an den Sie glauben?“ Ist er ein Schlossbesitzer, der sein Anwesen mit Stacheldraht schützt, und zu dem ich mich höchstens als Dienstbote nähern darf? Oder ist es der Vater Jesu, der mich um Jesus willen als seine Tochter annimmt und mir Hausrecht erteilt? Schon ein solcher Vergleich offenbart den Unterschied. Jesus ist der Unterschied. Warum sollte ich vor den Türen bleiben, wenn Jesus mich ins Haus bittet? Ein einfaches Gebet ist das Klingelsignal, das Jesus öffnen lässt: „Jesus, ich brauche dich, rette mich!“ Zu diesem Gebet ermutigt Jesus mit seinem so genannten Heilandsruf. „Kommt her zu mir alle!“, damit sind auch die Menschen gemeint, die sich Jesus verweigern. Sein Ruf will sie herausholen aus ihrer Gottvergessenheit und ihrer Resignation. Denn kommen sollen die Belasteten und Beladenen, die selbst nicht mehr aufrecht gehen können. Die an dem Soll, das andere oder sie von sich selbst fordern, zerbrechen. Die von Krankheit und Not gezeichnet sind, sich mit Sorgen um ihre Lieben herumschlagen und denen der Atem abgeschnürt wird. Sie sind die, denen Jesus zuruft: Kommt, nehmt und lernt von mir. Zu Jesus zu kommen, hört sich so einfach an. Doch damit einher geht meistens eine Richtungsänderung. Nur so halb zu Jesus zu kommen, geht nicht. Es ist eine Entscheidung, sich ihm zu nähern und sich von ihm helfen zu lassen. Es ist ein bewusster Schritt, Jesus im Gebet anzurufen und ihm die Not vor die Füße zu legen. Denn damit ist es ja nicht getan. Der erste Schritt zieht den zweiten nach sich. Wer zu Jesus kommt, wird in Jesu Joch eingespannt. Er darf alle Lasten Jesus übergeben, und Jesus wird Jochgenosse, um diese Lasten zu bewältigen. Er entlässt nicht aus der Verantwortung und regelt alles für uns, so dass wir uns nur faul in den Sessel setzen müssen. Aber er führt uns so, dass wir mit seiner Hilfe unsere Not durchstehen können, unseren Schuldenberg abtragen, Hoffnung auch in auswegloser Lage entwickeln, in die richtige Richtung weiterlaufen. Er legt sich fest, an unserer Seite zu bleiben, auch wenn es bedeutet, uns dauernd zu unterstützen. Er geht mit zum Sozialamt, zum Jugendamt, auch vor Gericht. Er kennt alle die Orte, die wir lieber nur vom Hörensagen kennen und die doch die Stationen der Not säumen. Genau dort wird er zum Lastträger, ohne den wir untergehen. Die dritte Aufforderung hat es mir besonders angetan: „Lernt von mir!“ Mit Jesus unterwegs sein, ist ein Lernprozess. Die Perle, die er aus dem Schlamm ausgräbt, will bearbeitet werden. Das Lernprogramm hört sich einfach an. Wir sollen lernen von Jesus, ihn als Vorbild nehmen und so werden wie er. Ziel ist es, Ruhe zu finden. Die von Jesus genannten Haltungen, Sanftmut und Demut, möchte ich mit dem Oberbegriff Friede zusammenfassen. Was wir von Jesus lernen können und sollen, ist Frieden zu haben und zu leben. In drei Richtungen wirkt dieser Friede, den Jesus uns beibringt.
Das Ziel ist, Ruhe zu finden für unsere Seelen. Vielleicht ist es nicht die Ruhe eines stillen Bergsees, der abgeschieden von der Zivilisation in einem malerischen Tal zu finden ist. Wohl eher ist es die Ruhe eines Vogels im Nest, der über einem rauschenden Gebirgsbach seine Heimat hat. Der Alltag ist weiter laut und fordernd. Aber es gibt eine Heimat, die unser Zufluchtsort ist, und einen, der uns sicher dahin bringt, weil er sich im Doppeljoch an uns gebunden hat und die Richtung weiß. Kommt, atmet auf, ihr sollt leben. Ihr müsst nicht mehr verzweifeln, nicht länger mutlos sein. Gott hat uns seinen Sohn gegeben, mit ihm kehrt neues Leben bei uns ein. (Peter Strauch 1993) Cornelia
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