Hör-Erlebnisse
Gottesdienst am 30.08.2009

Alte Freundinnen

(Spieler: 1 Frau)
Handy klingelt – Nimmt ab

Ja? Hallo? Hallo! Wer ist da? Marianne! Du! Ich glaub?s ja nicht! Hallo? Ja, warte mal, der Empfang ist gerade schlecht, ich geh? mal da rüber … Ja, jetzt besser! Sag mal, wie geht´s dir denn? Ah ja, na, das ist ja schön – und Manfred und den Kindern? Frau telefoniert mit HandyJa, sag bloß – Corinna ist schon aus dem Haus? Ja, wie die Zeit vergeht – ich höre mich schon an wie meine eigene Mutter, merk ich gerade.
….
Wie´s mir geht? Ach du, eigentlich gar nicht gut zurzeit. Winfried ist so krank, er läuft von Arzt zu Arzt – sie wissen alle nicht, was ihm fehlt. Momentan ist er schon wieder im Krankenhaus zur Beobachtung
….
Wie? Wie, du hast ein Kleid in Beobachtung – was meinst du denn damit? Du redest von Ebay? Du, ich habe dir gerade von meinen Problemen erzählt, und wie schlecht es meinem Mann geht.
….
Dir war gestern auch schlecht? Woran? Hat an dem Fisch gelegen? Ja, aber jetzt geht es dir wieder gut, oder? Ach, aber Winfried, ja und jetzt weiß ich auch nicht, wie es finanziell mit uns weitergehen soll. Wenn Winfried so lange ausfällt – und ich kenn´ mich doch mit dem Geschäft nicht so aus – vielleicht müssen wir den Laden demnächst wirklich schließen und dann …
….
Wie? Bei euch in der Straße hat auch ein Klamottenladen geschlossen? Aber Marianne! Das ist doch was anderes, ich erzähle dir von meinen Sorgen, und du ...
…..
Ja, sicher hat jeder seine Sorgen, aber …
….
Na ja, gut, grüß du auch schön, ja, bis irgendwann mal, tschüss!

Urlaub

(Spielerinnen: Berta, Wilma; Stimme aus dem Off)
2 Liegestühle mit Handtüchern und Reserviert-Schildern belegt

Berta: Endlich Urlaub! Mensch, da habe ich eigentlich nur noch drauf hingelebt – und jetzt sind wir endlich hier! Mallorca, Blue Bay Ressort – all inclusive – Herz, was willst du mehr?

Wilma: Du, und mit den Handtüchern morgens – das war wirklich eine gute Idee von dir! Halb sechs aufgestanden, Handtücher auf die Liegen am Pool gebreitet, dann noch mal drei Stunden ins Bett zurück – und die Liege ist trotzdem mal reserviert – super!2 Frauen in Liegestühlen am Pool

Stimme: Endlich Urlaub! Jetzt habt ihr endlich Zeit für euch – keine Arbeit, keine Hektik – kein Stress – endlich habt ihr Ruhe! Und Zeit mir zuzuhören. Schaut mal den Strand dort – seht ihr den weißen Sand, den ich dort für euch ausgebreitet habe? Ist er nicht weich unter euren Füßen?

Berta: Hast du das gehört eben, Wilma? Komisch … 
guckt sich um
Was wollte ich sagen? – ach ja, wegen des Pools – ist mir eh viel lieber hier. Die anderen laufen den ganzen Tag an diesen Strand da, aber da hat´s mir einfach zu viel Sand. Der klebt ja überall! Iih, und dann das Geklebe mit der Sonnenmilch im Sand …
Sprüht sich Sonnenmilch auf die Arme

Stimme: Und dem Meer habe ich jene besondere Farbe genau zwischen grün und blau gegeben, ihr nennt es türkis. Das passt so gut zu dem weiß des Sandes, findet ihr auch?

Wilma: Hää?
Macht lauschende Bewegung
Da ist nichts. Gib mal rüber!
Schnappt sich die Sonnenmilch und sprüht sich etwas auf die Arme
Na ja, wenn wir hier liegen, kriegen wir natürlich nichts vom Meer mit. Aber wenn wir hier unseren Platz auf den Liegen am Pool aufgeben, legen sich gleich die anderen Geier drauf, ich weiß das! Nee, aber wir können ja eine Postkarte vom Mittelmeer kaufen!

Stimme: Und die Hügel dort an der Bucht, sie sollen euch zum Wandern und Entspannen einladen, die schattigen Höhen sollen euch Kühlung geben – riecht ihr den frischen Pinienduft der Wälder dort? Ich habe sie für euch wachsen lassen, sie sollen euch Genesung vom Stress der Alltages bringen …

Berta: Wilma! Der Wein gestern muss schlecht gewesen sein – ich höre schon Stimmen!!! Du, für morgen habe ich die letzten beiden Plätze für die Bustour ergattern können. Es geht in so´ne Lederfabrik, da kann man echt billig einkaufen! Schade allerdings, dann sind unsere schönen Liegen weg – meinst du, man kann so ein Handtuch den ganzen Tag liegen lassen?

Stimme: Für euer Essen habe ich auch gesorgt. Wenn ihr die kleine Gasse in dem spanischen Bergdörfchen entlang geht, findet ihr in Jose´s kleiner Bodega die besten Tapas der Welt und einen guten alten Rotwein – ein herrlicher Tropfen – dort rastet und schmeckt, wie gut alles ist – ihr werdet auch sehen, wie wunderbar dort die eingelegten Oliven zu dem selbstgebackenen Brot sind …

Wilma:
Winkt ab
Du, Berta, du weißt aber schon, dass wir hier in der Anlage eigentlich keine Mahlzeit versäumen sollten. Wenn wir doch morgen mit dem Bus unterwegs sind, das ist aber doof … Es ist doch hier alles inklusive und wir haben das doch bezahlt! Es ist zwar immer so eine Drängelei am Büffet – ach Mensch, ist ja schon wieder so weit? In zehn Minuten beginnt das Abendessen, da lass uns mal lieber gleich anstehen! Dann sind wir noch vor den Holländern am Dessertbüffet. Wie gesagt, Bus fahren können wir auch zu Hause, aber hier ist ja schon alles bezahlt!!

Stimme: Und nun genießt und seid für ein paar Tage wenigstens sorgenfrei – ich habe schließlich alle eure Sorgen auf mich genommen! Golgatha war kein Ferienort …
Es ist alles bezahlt!

Wer Ohren hat zu hören, der höre!!!
Wilma und Berta haben ihre Badetaschen eingepackt, verlassen die Liegestühle und hasten zum Ausgang (Autorin: Anne-Katrin Krogmann)

Predigt

Die zwei Frauen am Pool hören und hören doch nicht. Das Wichtigste entgeht ihnen. Sie brauchen eine neue Ausrichtung ihrer Ohren. Sie muss Gott berühren, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Eine solche Berührung kann die Jesus-Begegnung sein, bei der ein Tauber auf Jesus traf. Vielleicht berührt diese Begegnung auch uns, erreicht unsere Ohren und unser Herz.

Markus 7,31-37

Jesus verließ wieder das Gebiet von Tyrus und zog über Sidon zum See von Galiläa, mitten ins Gebiet der Zehn Städte. Dort brachten sie einen Taubstummen zu ihm mit der Bitte, ihm die Hände aufzulegen. Jesus führte ihn ein Stück von der Menge fort und legte seine Finger in die Ohren des Kranken; dann berührte er dessen Zunge mit Speichel. Er blickte zum Himmel empor, stöhnte und sagte zu dem Mann: „Ephata!“ Das heißt: „Öffne dich!“ Im selben Augenblick konnte der Mann hören; auch seine Zunge löste sich, und er konnte richtig sprechen. Jesus verbot den Anwesenden, es irgend jemand weiterzusagen; aber je mehr er es ihnen verbot, desto mehr machten sie es bekannt. Die Leute waren ganz außer sich und sagten: „Wie gut ist alles, was er gemacht hat: Den Gehörlosen gibt er das Gehör und den Stummen die Sprache!“

Der Ort des Geschehens

Jesus war unterwegs im Norden. Er bereiste nur das Gebiet der Dekapolis, der „Zehn Städte“. In dieser Gegend lebten keine Juden. Sie kannten den Gott Israels nicht und wussten auch nichts von dem erwarteten Messias. Das ist bedeutsam, denn Jesus machte sich auf zu den Menschen, die ihre Ohren nicht auf ihn ausgerichtet hatten. Ihnen wollte Jesus die Botschaft der Versöhnung  bringen: „Gott ist für euch da! Er stillt eure Sehnsüchte, die euch ruhelos machen. Euer Leben hat Sinn.“ Jesus erzählte ihnen von seinem Vater, der sie liebte, der sie anerkannte, der sie brauchte.

Damit wird die Geschichte von damals sehr aktuell für uns heute. Sind es doch auch bei uns ganz ähnliche Bedürfnisse. Das erste Bedürfnis ist, dass da jemand ist, der mich ohne Bedingungen liebt. Daraus wächst die Sehnsucht nach Anerkennung. Jemand soll mir zusichern: Du bist wertvoll, genauso habe ich dich gemeint. Und ich möchte sinnvoll sein. Es soll in dieser Welt einen Unterschied machen, ob ich da bin oder nicht. Das will Jesus uns zusichern, er berührt uns, damit wir seinen Zuspruch hören. 

Jesus kommt nicht zu den Vorgebildeten und Frommen, sondern zu den normalen Leuten, die von ihm keinen blassen Schimmer haben. Sie sind so wichtig für ihn, dass er selbst Umwege für sie in Kauf nimmt.

Die Leute im Ort

Ganz erstaunlich ist, dass die Leute vom Ort hellhörig für die Not dieses Taubstummen waren. Ihre eigenen Themen hatten sie nicht komplett ausgefüllt. Sie waren offensichtlich nicht so auf sich fixiert wie die Gesprächspartnerin am Telefon, die nur von sich erzählte. Zudem waren die Leute hellhörig für den Retter, den sie ja nur vom Hörensagen kannten. Sie waren offen für Neues, das war die Voraussetzung, dass Jesus auch sie berühren konnte. Die Frauen auf ihren Liegen am Pool hielten sich fest an ihren Liegestühlen, die Leute im Ort wagten sich zu Jesus. 

Sind wir offen für Gottes Wege mit uns? Lassen wir Raum für ihn, dass er an uns und mit uns wirken kann? Vielleicht sind wir Jesus ja schon begegnet, dann können wir solche Leute sein, die andere zu Jesus bringen.

Jesus vor Ort

Jesus nimmt den Kranken beiseite. Es ist eine sehr persönliche Szene. Jesus heilt nicht in der Öffentlichkeit als große Show, sondern unter vier Augen. Wenn Jesus begegnet, ist es eine Erfahrung zwischen ihm und uns, individuell und auf uns persönlich zugeschnitten. Jesus legte dem Tauben die Finger auf die Ohren. Das ist nur eine kleine Notiz am Rande, aber sie hat Tiefgang. Jesus legt den Finger aufs Problem, bevor er heilt. Seine Zuwendung deckt Krankheit und Not auf, sie ist keine Waschanlage, die nur äußerlich säubert, aber nichts verändert. 

Jesus trägt Speichel auf die Ohren des Tauben auf. Er gibt etwas von sich selbst, um den Kranken zu heilen. Er gibt sich selbst, um Menschen in Gottes Arme zu bringen. Er gab sein Leben, um Menschen aus den Fängen der Sünde zu befreien. 

Jesus ruft Ephata! Tu dich auf! Er öffnet die Ohren. Was in einen Menschen hineinkommt, verändert ihn. Was in die nun geöffneten Ohren eindringt, wird dem Geheilten ein neues Leben eröffnen. Das Leben wird anders, wenn Gott hineinkommt. So wie manche Kirchensitzung sich verändert, wenn vorher gebetet wird und sich die Teilnehmenden vergewissern, dass Gott in ihrer Mitte ist. So wie manches Streitgespräch sich wandelt, wenn die Kontrahenten sich eine Pause gönnen und die Antennen auf Gott ausrichten, um von ihm Gedanken des Friedens zu bekommen. 

Wir wissen nicht, wie die Geschichte des Geheilten weitergegangen ist, aber wir erfahren von der staunenden Bewunderung im Ort und können aus der Überlieferung dieser Begegnung schließen, dass dieser Mann ein neues Leben mit Jesus begann und bei den Jüngern blieb. Seine geöffneten Ohren hatten Jesus empfangen und aufgenommen.

Wo komme ich, wo kommen Sie in dieser Geschichte vor? 

  • Bin ich der Taubstumme, dem Jesus begegnen will? Oder bin ich wieder taub geworden und brauche dringend eine neue Jesusbegegnung?
  • Bin ich eine aus dem Ort? Hellhörig geworden für die Not meines Mitmenschen, den ich zu Jesus bringe, im Gebet und ganz praktisch?
  • Bin ich eine Geheilte, die mit offenen Ohren und begeistertem Zeugnis von Jesus erzählt und andere ansteckt mit ihrer Freude?
Wer Jesus hören kann, der wird auch die leisen Signale von ihm wahrnehmen. Seine Verheißung gilt:
Gebt acht, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und öffnet, werde ich bei ihm einkehren. Ich werde mit ihm das Mahl halten und er mit mir.“
Cornelia Trick


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Verantwortlich Dr. Ulrich Trick, Email: ulrich@trick-online.de
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