Geist - reich leben

Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Hier habe ich Ihnen einen kleinen Gegenstand aus unserem Haushalt mitgebracht, eine Kindersicherung für die Steckdose. Kleine Kinder sollen vor der Gefahr einer offenen SteckdoseSteckdose geschützt werden, denn der Strom würde sie umhauen. Obwohl der Strom aus der Steckdose nicht zu sehen ist, kennen wir ihn gut. Wir kennen ihn von seinen Wirkungen her. Mit Hilfe des Stroms haben wir Licht, Wärme, Telefon und Kühlschrank, vor den starken - umwerfenden - Wirkungen des Stroms müssen wir unsere kleinen Kinder schützen. Für mich ist der Strom aus der Steckdose ein gutes Bild für Pfingsten. Gott hat seinen Heiligen Geist ausgegossen, um Menschen mit sich in Kontakt zu bringen. Durch diesen Heiligen Geist ist Jesus ganz gegenwärtig, als würde er hier unter uns sitzen und in unserem Gottesdienst mitfeiern. Wie der Strom aus der Steckdose im Kraftwerk produziert wird und wir hier seine Auswirkungen sehen, so kommt der Heilige Geist von Gott, dem Vater und dem Sohn Jesus Christus, und zeigt hier in Neuenhain seine Wirkungen. Das ist Pfingsten, dass wir Jesus hier mitten unter uns haben und er mit uns spricht wie mit Freunden und Freundinnen. Heute möchte ich deshalb die Gelegenheit aufgreifen und den Auswirkungen des Jesus-Stroms in unserem Leben nachzuspüren. So wird der Heilige Geist für uns ganz greifbar und bleibt nicht als Nebel an der Kirchendecke schweben.
Noch ein Wort zur Kindersicherung. Eine Kindersicherung ist ein sehr nützliches Ding in einer jungen Familie. Eine Kindersicherung kann allerdings zur Verzweiflung treiben, wenn der kinderlose Gast sich morgens rasieren will und den Dreh mit dem Stecker nicht raus hat. Auch Handwerker haben mich schon nach mühevollen Versuchen gerufen, um nicht die Steckdose ausbauen zu müssen. Es soll Leute geben, die legen sich eine Kindersicherung auch auf ihr Herz. Und verhindern damit, dass sich der Jesusstrom in ihrem Leben entfalten kann. Eine solche - übertragene Kindersicherung könnte sein: Argumente, die gegen den Glauben sprechen, Gewohnheiten, die dem Wirken des Geistes entgegen stehen, schlechte Erfahrungen mit Kirche und Christen. Mit einer solchen Sicherung vor dem Jesus-Strom sind sie abgeschnitten von Gottes Wirkungen, abgeschnitten von seiner Kraft, seiner Liebe, seiner Wärme.
Heute zu Pfingsten hören wir wieder neu die große Einladung, die Sicherung vor unseren Herzen abzunehmen und den Geist wirken zu lassen. Dann kann es zum ersten Mal oder wieder neu bei uns Pfingsten werden.
In der Bibel ist ein Buch, das in besonderer Weise die Wirkungen des Heiligen Geistes beschreibt, die Apostelgeschichte. Vom ersten Kapitel an lesen wir da, wie sich der Heilige Geist bei einzelnen auswirkt: Sie kommen zum Glauben, es entstehen Gemeinden, es entwickelt sich eine Missionsbewegung. Programm ist ein Satz Jesu, den er zu seinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern im Blick auf das Pfingstfest sagt:

Apostelgeschichte 1,8
"Ihr werdet mit dem Heiligen Geist erfüllt werden, und dieser Geist wird euch die Kraft geben, überall als meine Zeugen aufzutreten: in Jerusalem, in ganz Judäa und Samarien und bis ans äußerste Ende der Erde." 

Sechs kurze Szenen möchte ich skizzieren, um diese Wirkungen des Heiligen Geistes zu beschreiben.

Der Heilige Geist:
1 ...erfüllt Menschen (Apg 2,1-4)

In Jerusalem. Die Nachfolger und Nachfolgerinnen Jesu hören ein Rauschen, sehen Feuerflammen, können auf einmal in anderen Sprachen reden. Sie werden mit dem Heiligen Geist erfüllt und fangen sofort an, in diesen unterschiedlichen Sprachen von Gott und seinem Weg mit den Menschen zu erzählen. Die Leute sind erstaunt, sie hören die Worte in ihrer unterschiedlichen Muttersprache. Doch die Wirkung der Worte ist bei ihnen unterschiedlich. Einige sind betroffen. Sie wollen ihr Leben ändern, sie wollen auf Gott hören und seine Liebe annehmen. Andere wenden sich verächtlich ab - die Sicherung sitzt fest vor ihren Herzen. Sie halten die Nachfolger und Nachfolgerinnen für Trunkenbolde, für Verrückte.

2 ...führt in die Gemeinschaft (Apg 2,42)

In Jerusalem. Durch das Pfingstwunder und die Worte der Nachfolgerinnen und Nachfolger kommen viele Menschen zum lebendigen Glauben. Es geschieht sehr schnell - nicht über Jahre hinweg, wie wir es oft erleben. Die neuen Christen finden sich zu einer Hausgemeinde zusammen. Wer ein großes Wohnzimmer hat, ist Gastgeber. Es wird uns berichtet, dass die Hausgemeinde täglich zusammenkommt. Die Jünger erzählen den jungen Christen von Jesus und erklären ihnen die Bedeutung von seinem Tod und seiner Auferstehung. Die jungen Christen helfen einander ihren Alltag zu bewältigen und gleichen ihre sozialen Unterschiede aus. Sie feiern regelmäßig das Abendmahl und bekommen dadurch immer neu die Kraft und Zusage Jesu und sie beten intensiv als Ausdruck ihrer Gemeinschaft mit Gott und untereinander. 

3 ...schickt los, um andere für Jesus zu gewinnen (Apg 13,1-3)

Einige Zeit später - die Christen haben ihre Botschaft weitergetragen, Gemeinden an anderen Orten sind entstanden - bekommen wir einen Einblick in die Gemeinde in Antiochien. Die Christen dort haben sich eine besonders intensive Zeit des Gebets genommen. Sie wollen herausfinden, was Gott mit dieser Gemeinde in Antiochien vor hat, wie sie ihre Gemeindearbeit weiter gestalten sollen. Und sie bekommen Antwort vom Heiligen Geist. Paulus und Barnabas sollten sie in die Mission schicken, damit sie in anderen Regionen von Jesus erzählen konnten. Die Gemeinde nahm sich die Weisung des Heiligen Geistes zu Herzen und sandte Paulus und Barnabas zur ersten Missionsreise aus.

4 begleitet im Alltag

Zwei Szenen verdeutlichen, wie der Heilige Geist auch in schwierigen Situationen ein Wörtchen mitgeredet hat:

- wenn die Konflikte kommen (Apg 6,1-6)

Wieder in Jerusalem. Es wurden immer mehr neue Leute in der Gemeinde. Bald kannte man sich nicht mehr gut persönlich. Es gab eine Gruppe jüdisch sprechender und eine Gruppe griechisch sprechender Leute. Den Griechen fiel auf, dass ihre Witwen bei der Essensausteilung oft übersehen wurden, während die jüdischen Witwen nie leer ausgingen. Sie brachten diese Beobachtung vor die Gemeinde. Wir können uns vorstellen, dass der Vorwurf keine Halleluja-Rufe auslöste. Aber durch die Wirkung des Heiligen Geistes gingen die beiden Gruppen nicht zum Bürgerkrieg über, sondern kamen zu einer praktikablen Lösung. Es wurden 7 allgemein anerkannte Leute ausgewählt, die ab sofort die Essensausgabe managten. Sie waren für die gerechte Zuteilung verantwortlich.

- wenn eine neue Richtung dran ist (Apg 16)

Eine andere Szene an der türkischen Küste Jahre später. Inzwischen ist Paulus schon viel herumgereist und hat mehrere Gemeinden gegründet. Er will weiter an der türkischen Küste entlangreisen, doch zweimal gibt der Heilige Geist ihm den Weg nicht frei. Es ist, als ob er unsichtbare Straßensperren errichtet hätte. In der Nacht hat Paulus einen Traum. Ein Mann steht gegenüber der türkischen Küste und winkt ihm von Griechenland aus zu: "Komm zu uns herüber und hilf uns!" Paulus hört auf diesen Mann und segelt nach Europa, wo eine neue blühende Gemeindearbeit beginnt.

5 ...gibt die Perspektive (Apg 18,9-10)

Paulus ist in Korinth. Er wird von seinen jüdischen Genossen angefeindet. Sie wollen von Jesus nichts wissen. Nun ist er deprimiert und ratlos. Sollte Gott ihn zu den Nichtjuden in Korinth schicken, die sehr offen auf das Evangelium reagieren? In der Nacht hat er wieder einen Traum und hört den Heiligen Geist: »Hab keine Angst, sondern verkünde unbeirrt die Gute Nachricht Ich bin bei dir! Niemand kann dir etwas anhaben; denn mir gehört ein großes Volk in dieser Stadt.« Die klare Zusage gibt Paulus Mut, er wendet sich den Griechen zu und erlebt, wie wirklich eine lebendige Gemeinde entsteht.
Wir kehren nach Neuenhain zurück und verlassen die Apostelgeschichte. Die Wirkungen des Heiligen Geistes sind nicht auf damals beschränkt, sondern heute genauso zutreffend. 

Zu 1: Unsere eigene Glaubensgeschichte kommt in der ersten Pfingsterzählung vor. Unser Glaube beginnt immer mit dem Wirken des Heiligen Geistes, der uns Jesus ins Herz bringt, das ist nicht unsere Leistung. Und wie damals erfahren wir die gleiche Wirkung: Begeisterung, Freude, den Mut, davon zu erzählen. Und wie damals ruft das unterschiedliche Reaktionen hervor. Die einen lassen sich anstecken, die anderen bleiben neutral und wieder andere wenden sich missbilligend ab. Was uns mit dieser ersten Pfingsterzählung sehr nahe gebracht wird ist: Die Sicherung vor unseren Herzen abzunehmen und wirklich Gottes Geist wirken zu lassen. Dann besteht berechtigte Hoffnung auf ein geist-reiches Leben.

Zu 2: Der Heilige Geist führt uns in die Gemeinschaft. Damals war es nichts Besonderes, in einer Gemeinschaft zu leben. Heute ist es revolutionär. Der Heilige Geist schafft es, dass Individuen zusammenleben können ohne daran kaputt zu gehen. Der gemeinsame Glaube und der gemeinsame Weg mit Jesus führen zusammen und sind wie ein tragfähiges Netz, wenn ich mich nicht mehr halten kann.

Zu 3: Paulus und Barnabas wurden ausgesandt. Der Heilige Geist floss durch sie hindurch zu anderen Menschen und schloss sie an Jesus an. Auch wir werden vom Heiligen Geist ausgesandt. Vielleicht ist jemand eine Stehlampe, die anderen Licht in ihr Leben bringt. Vielleicht ist eine ein Mixer, die hilft, wenn die Freundin ihren Alltag nicht gebacken bekommt. Vielleicht ist jemand ein Wecker, um den Freund aus seiner Trägheit aufzuwecken und ihm zu sagen: Weißt du eigenlich, wo dein Fundament ist? Und auch als Gemeinde müssen wir gerade zu Pfingsten diese Frage stellen. Fließt durch uns der Strom der Heiligen Geistes zu anderen? Die Programme zum Ablauf des Gottesdienstes, die wir seit letzter Woche eingeführt haben, sind so eine Wirkung des Heiligen Geistes. Wir wollen es Gästen leicht machen, hier zu Hause zu sein und mit diesem Programm den Anfang erleichtern.
Der Heilige Geist begleitet auch unsere Konflikte und Entscheidungsprozesse. Gerade darin erfahren wir die schöpferischen Kräfte des Geistes, der uns kreative Lösungen finden lässt und Neuanfang ermöglicht.

Zu 4: Auch die Weggabelungen werden uns vertraut sein. Unsichtbare Straßensperren wollen uns warnen und neue Wege leiten. Wie gut, wenn wir nicht zu starr an unserem Fahrplan festhalten und dem Heiligen Geist Einfluss geben. Auch hier gilt, weg mit den Sicherungen vor unseren Herzen. In der Gemeinde haben wir monatelang um Mitarbeiter gebetet, die einen neuen Jugendkreis leiten können. Heute lässt sich Marius Hahnefeld in die Gliedschaft unserer Gemeinde aufnehmen und will in die Jugendarbeit einsteigen. Der Heilige Geist hat ihn und uns zu neuen Ufern geführt und wir sind sehr dankbar, dass das auch heute geschieht.

Zu 5: Bei allem Alltag, allen Konfliktlösungen, allen Weggabelungen, die wir abtasten brauchen wir die große Perspektive: Es lohnt sich, denn wir sind nicht allein. Der Geist bringt uns Jesus ins Herz und damit in unser Leben und unseren Alltag. Die Zusage, die Paulus im Traum hörte, ist deshalb Zusage an uns - und besonders auch an dich, Marius, an dieser Wegmarke. Jesus sagt uns und dir zu: »Hab keine Angst, sondern verkünde unbeirrt die Gute Nachricht! Ich bin bei dir! Niemand kann dir etwas anhaben."

Cornelia Trick


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