Ein Stern in der Dunkelheit
Gottesdienst am 25.12.2004

Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
"Deutschland sucht den Superstar", das kann ein ganzes Land wochenlang in Atem halten. Stern und StarsVon Ausscheidungsrunde zu Ausscheidungsrunde werden die Anforderungen härter, immer größer wird das Interesse der Medien, immer mehr Scheinwerfer richten sich auf die Kandidaten. Doch wehe, wenn jemand ausscheidet. Im Nu steht er im Dunkeln, keiner kümmert sich um den Versager, seine kurze Leuchtphase ist schneller beendet, als man schauen kann. Mit diesen Sternchen, nach denen wir ja nicht nur bei "Deutschland sucht den Superstar" fahndeten, verhält es sich doch so, dass sie unbedingt die Scheinwerfer brauchen, die sie ins rechte Licht rücken. Dann können sie groß rauskommen, funkeln und strahlen und alles andere in den Schatten stellen. 

Die Weihnachtsgeschichte erzählt von einem anderen Stern. Er leuchtet, weil Gott ihn anstrahlt und braucht nicht unsere Scheinwerfer, die ihn erst zum Leuchten bringen. Er hat sich keinem Auswahlverfahren zu stellen, sondern erweist seine Größe darin, dass er zu Jesus führt. Er bekommt seine Kraft von Gott und sucht uns auf, holt uns ab, reißt uns heraus aus unserer Welt voller Scheinwerfer und vordergründiger Sinngebung.
Die Weihnachtsgeschichte nach Matthäus berichtet von diesem Stern:

Matthäus 2,1-12

Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir  haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten. Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem, und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. Und sie sagten ihm: In  Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten (Micha 5,1): "Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist keineswegs die kleinste unter den Städten in Juda; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll." Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, dass auch ich komme und es anbete. Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. Als sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und  schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. Und Gott befahl ihnen im Traum, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren; und sie zogen auf einem andern Weg wieder in ihr Land.

Der Stern sucht

Die Geschichte nimmt uns mit in ein östlich von Jerusalem gelegenes Land. Wissenschaftler waren bei der Arbeit. Sie beobachteten die Sterne und leiteten davon ihre Erkenntnisse ab. In ihrer Sprache wurden sie von einem neuen leuchtenden Stern angeredet. Vielleicht handelte es sich dabei um eine auffällige Engstellung des Planeten Saturn, der als Volksstern Israels galt, und das Planeten Jupiter, der als Königsplanet galt. Der Stern/Planet rief sie heraus aus ihrem Alltag. Er brachte ihnen die Botschaft, sich aufzumachen und einen neu geborenen König zu begrüßen. Der Stern hatte sie gesucht und nur sie konnten seine Sprache verstehen. Keine Völkerwanderung hat eingesetzt, nur diese paar Wissenschaftler machten sich auf. Noch konnten sie das Zeichen nicht eindeutig auslegen, aber sie ließen sich darauf ein, ganz Wissenschaftler, die von Neugier getrieben wurden. 

Der Stern/Planet begegnet hier als Bote Gottes. Er ist angeschienen von Gottes Licht und soll den Weg zu Jesus weisen. Gott spricht zu den Weisen in der Sprache, die sie am besten verstehen können.

Mir wird klar, dass dieser Stern heute noch leuchtet mit jedem und jeder, die von Gottes Licht angestrahlt wird, durchdrungen ist vom Vertrauen auf Gott und aus seiner Kraft von innen leuchtet. Und wie der Stern hat der Christ die Aufgabe, den Weg zu Jesus immer neu in der Sprache zu weisen, die seine Mitmenschen verstehen. Der Stern, der den Weisen voran ging, drängte die Wissenschaftler nicht, er überredete sie nicht oder zwang sie gar zum Aufbruch. Er weckte Interesse und Neugier, so dass die Wissenschaftler wirklich selbst aufbrechen wollten.

Der Stern stellt vor die Entscheidung

Die Weisen kamen nach Jerusalem und suchten dort den amtierenden König Herodes auf, um ihn nach dem neugeborenen Nachfolger zu fragen. Die Reaktion des Herodes ist bezeichnend, er erschrak. Sind die Weisen neugierig geworden, so bekam es Herodes mit der Angst zu tun. Er fühlte sich bedroht. Man wollte ihm wohl seinen Königsthron rauben, was blieb ihm dann noch?

Doch merkwürdig, dass ganz Jerusalem mit ihm erschrak. Schließlich können wir historischen Quellen entnehmen, dass Herodes ein gehasster brutaler König war. Was läge näher, als froh zu sein, wenn er abgesetzt würde? Es liest sich so, als ob hier wie an anderen Stellen des Matthäusevangeliums mit "ganz Jerusalem" die oberen Zehntausend der Stadt gemeint waren, die sehr wohl ihren Profit aus Herodes Gewaltherrschaft zogen. Sie hatten keinen Anlass, etwas zu verändern, im Gegenteil, sie wollten an der Macht bleiben. Diese Führungskräfte begegnen uns 30 Jahre später wieder beim Einzug Jesu in Jerusalem. Auch hier ging ein großes Erschrecken durch ihre Reihen, sie wurden sich bewusst, dass Jesus kein harmloser Freiheitskämpfer war, sondern Gottes Licht in ihre Machenschaften brachte.

Die Nachfrage Herodes bei den Theologen erbrachte die Bestätigung der Anfrage der Weisen. Ja, die prophetischen Schriften wiesen hin auf einen Messias aus dem Davidsgeschlecht, der aus Bethlehem kommen sollte. Auch hier gibt es Anlass zur Verwirrung. Die Theologen wussten offensichtlich Bescheid. Warum kümmerten sie sich nicht um Jesus? Warum blieben sie in Jerusalem und ließen die Weisen allein nach Bethlehem reisen? Ihre eigene Position war ihnen offensichtlich wichtiger als die Inhalte ihrer Heiligen Schriften.

Der Stern stellte vor die Entscheidung. Die Weisen gingen nach Bethlehem und freuten sich riesig, als der Stern über Bethlehem stehen blieb. Herodes ersann eine List, um den Rivalen auszuschalten. Die Pharisäer reagierten mit Desinteresse.

Wer von Jesus erzählt wie ein Weihnachtsstern, stellt vor die Entscheidung. Manche werden von der Botschaft gepackt. Sie machen sich auf den Weg und wollen immer mehr wissen.

Manche fühlen sich von Jesus bedroht. Sie wollen selbst der Superstar sein und merken, dass Jesus ihrem Leben eine Wende geben könnte. Sie haben etwas zu verlieren, Macht, Einfluss, ein Lebenswandel, der andere verletzt und auf Kosten anderer gestaltet wird.

Wieder andere reagieren auf die Botschaft mit Desinteresse. Ist das nicht gerade in diesen Tagen so schmerzlich zu spüren? Da geht man zu Weihnachten in die Kirche, weil das eben dazu gehört. Doch egal, was gepredigt wird, es perlt einfach ab. Dem Weihnachts-Kirchenbesuch folgt kein Aufbruch mit dem Leben.

Der Stern bleibt nicht bei Gegnern und Desinteressierten stehen, bis auch die Letzten überzeugt sind. Er wendet sich denen zu, die aufbrechen und neugierig geworden sind. Vielleicht sollten wir von diesem Weihnachtsstern etwas lernen. Halten wir uns nicht zu lange bei denen auf, die die Botschaft von Jesus nicht hören wollen. Das heißt nicht, dass wir ihnen nicht freundschaftlich begegnen. Aber vernachlässigen wir nicht die, die wirklich etwas von Jesus erfahren wollen und neugierig sind. Als Menschen, die wie Sterne zu Jesus führen, haben wir die Aufgabe, ihnen den Weg hell zu machen.

Der Stern verändert

Der Stern führt die Weisen zu Jesus, hier ist der Höhepunkt der Erzählung erreicht. Die Stars der Wissenschaft fallen vor einem Baby auf die Knie und beten es an. Die Hohen werden niedrig, während das Jesuskind Fürst der Welt ist - über das Volk Israel hinaus. Die die Welt deuten, verstummen, das noch sprachlose Kind übernimmt die Führung. Die Geschenke der Weisen sind Folge ihrer Hingabe an Jesus.

Auch der Umweg zurück nach Hause ist Folge der Jesusbegegnung. Geht es vordergründig um ein Ausweichen vor Herodes, so sehen wir darin auch die Wirkung Jesu. Wer Jesus begegnet ist, bleibt nicht auf dem gleichen Weg. Er oder sie wird verändert und schlägt eine neue Richtung ein. Nicht länger geht es um die Frage, wie leuchtend man in der Öffentlichkeit erscheint. Sondern die Kraft Gottes zur Wirkung zu bringen, wird lebensbestimmend. Das provoziert Freude und die Lust, Jesus nahe zu bleiben.

Weihnachten 2004 stellt uns vor die Frage:

  • Wie werden wir durch die Jesusbegegnung verändert?
  • Sind wir bereit, ihm zu folgen?
  • Empfinden wir neue Freude auf dem Weg zurück in den Alltag?
  • Lassen wir uns ermutigen, ein Weihnachtsstern für andere zu werden und ihnen den Weg zu Jesus zu zeigen?
  • Und haben wir Hoffnung für unsere Welt, weil Jesus sein Leben für sie eingesetzt hat?
Stern über Bethlehem, zeig uns den Weg,
führ uns zur Krippe hin, zeig, wo sie steht,
leuchte du uns voran, bis wir dort sind.
Stern über Bethlehem, führ uns zum Kind!
(Alfred Zoller)
Cornelia Trick


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